Die Französische Revolution

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Liberté, Égalité, Fraternité

Kaum ein Ereignis sollte das gesellschaftliche und politische Gesicht Europas so nachhaltig verändern wie die Französische Revolution in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts. Die Idee der Revolte gegen die Monarchie war nicht neu. Das hatte es bereits in England gegeben. Im wahrsten Sinne des Wortes revolutionär war jedoch die Regierung durch das Volk. Die Französische Revolution mündete in dem Versuch einer parlamentarischen Demokratie, wie es sie in den USA schon 13 Jahre zuvor gab, auch wenn es in Frankreich in einem zermürbenden Terrorregime endete.

„Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie halt Kuchen essen“, sagte Frankreichs Königin Marie-Antoinette angesichts ihrer vor Hunger revoltierenden Bevölkerung. In dem Ausspruch offenbarte sich die Desorientierung und Gleichgültigkeit, mit der Frankreichs Herrscher Ludwig XVI. und seine Frau ihr Amt versahen. Ludwig XVI. war ein Verschwender und politischer Dilettant, der Frankreich im ausgehenden 18. Jahrhundert in eine schwere Wirtschaftskrise stürzte. Sie gipfelte in Hungersnöten und sollte zum ausschlaggebenden Anlass für das Aufbegehren des Volkes und die Revolution werden.

Die Aufklärung als Wegbereiter

Schon im Vorfeld hatten die gesellschaftlichen Umbrüche der Aufklärung den Nährboden für eine politische Umstrukturierung geschaffen. Das erstarkte Bürgertum hatte zwar finanziellen, aber keinen politischen Einfluss gewonnen. Unter den Bildungsbürgern, wie Journalisten, Künstlern oder Verwaltungsbeamten, setzten sich die Ideen von Gleichheit und demokratischer Staatsauffassung durch. Überall in Frankreich wurden politische Debattierclubs gegründet, die auch von Adligen regen Zulauf erhielten. In der absolutistischen Gesellschaftsordnung, in der der König die alleinige Staatsmacht besaß, hatte der Adel seine Aufgaben verloren und verhielt sich dementsprechend orientierungslos.

Als Ludwig XVI. in seiner Ratlosigkeit am 5. Mai 1789 in Paris die Generalstände einberief, eine Versammlung aus Adligen und Klerikern, die neue Steuern erlassen sollte, wurden die Vertreter der Bürger übergangen. Erbost gründeten sie in Frankreichs Hauptstadt die Nationalversammlung als Gegenpol zu den Generalständen. Die Bürger setzten den König unter Druck, dieses Parlament als alleinige Vertretung des Volkes anzuerkennen. Ludwig XVI. war zu diesem Zeitpunkt faktisch bereits entmachtet. Auch einige der adligen und klerikalen Mitglieder der Generalstände wechselten in das Lager der Nationalversammlung, die sich am 7. Juli zum verfassungsgebenden Organ erklärte.

Gerüchte, dass sich französische Truppen um Paris zusammenzogen, machten die Runde. Die Pariser Bürger wurden unruhig. Die Situation eskalierte am 14. Juli, als sich das Volk bewaffnete und ein wütender Mob die Bastille stürmte. Das Gefängnis galt den Franzosen als Sinnbild der Königsherrschaft. Mit seiner Erstürmung erstarkte das Selbstbewusstsein der Bürger; die Revolution brach aus.

Die junge Republik und ihre Verfassung

Am 26. August 1789 rief die Nationalversammlung ihre Verfassung aus, die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Den Anstoß zu dieser Verfassung hatte der Abgeordnete La Fayette geliefert, der sich dabei von der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung inspirieren ließ. In den 17 Artikeln wurden die Rechte auf Freiheit, Eigentum, Sicherheit, Gleichheit und der Widerstand gegen die Unterdrückung festgelegt. Auch die Gewaltenteilung, Volksouveränität und rechtsstaatliche Prinzipien fanden bereits Erwähnung.

1792 wurde eine neuen Verfassung beschlossen, die die Prinzipien der Revolution in Gesetze fasste. Im darauffolgenden Jahr wählte sich Frankreich eine Gesetzgebende Versammlung. In dieser Zeit entstanden auch die Begriffe „rechts“ und „links“ für die politischen Richtungen. Namensgebend war dabei die Sitzverteilung der einzelnen politischen Gruppierungen in der Nationalversammlung. Ganz rechts saßen die Monarchisten, die für eine konstitutionelle Monarchie eintraten. Die republikanischen Jakobiner wollten mit ihnen nichts zu tun haben und nahmen die Plätze ganz links ein. In der Mitte saßen die gemäßigten Girondisten, deren Name sich von der Provinz ableitete, aus der die meisten ihrer Mitglieder stammten.

Die Last der Monarchie fällt ab

Zu diesem Zeitpunkt stand das Land bereits unter starkem außenpolitischen Druck. Europas Monarchen waren besorgt, dass die Revolution sich über Frankreich hinaus ausbreiten könne. In dieser Situation brach Frankreich leichtfertig einen Krieg vom Zaun, der sich anfangs zum Nachteil für die Franzosen entwicklte. Um wenigstens im Inneren Stabilität zu schaffen, fanden die ersten Verfolgungen vermeintlicher Revolutionsgegner statt.

Im August 1792 beging Ludwig XVI. den folgenschweren Fehler, einen Fluchtversuch zu unternehmen, um im europäischen Ausland nach Verbündeten zu suchen, die ihm helfen sollten, seine Machtposition in Frankreich wieder zu etablieren. Kurz vor Belgien gerieten er und seine Familie in die Fänge von Revolutionstruppen. Sie wurden zurück nach Paris verfrachtet und endgültig unter Hausarrest gestellt. Anfang 1793 beschließt die Gesetzgebende Versammlung Ludwigs Tod. Am 21. Januar wurde er auf das Schaffott geführt. Die Monarchisten ziehen sich daraufhin aus Protest aus der provisorischen Regierung der Nationalversammlung zurück.

Robespierre und die Republik

Endgültig von der Last der Monarchie befreit, wählten sich die Franzosen im selben Jahr eine endgültige Regierung, den Wohlfahrtsausschuss. Dort waren die radikalen Jakobiner wie schon in der Gesetzgebenden Versammlung die vorherrschende Macht. Die radikalen Republikaner Jean-Paul Marat, Georges Danton und Maximilian de Robespierre etablierten sich als ihre bedeutendsten Vertreter. Die Wahl des Wohlfahrtsausschusses fiel mit dem Sieg der französischen Revolutionstruppen über die Armee des Herzogs von Braunschweig bei Valmy zusammen. Frankreich hatte sich damit außenpolitisch etwas Luft verschafft.

Im Inneren jedoch begann es zu brodeln. Mit dem Auszug der Monarchisten aus der Nationalversammlung haben sie den Jakobinern und Girondisten freie Hand gelassen. Der Wohlfahrtsausschuss rief als erstes ein Sicherheitskomitee ins Leben, das die innere Stabilität Frankreichs gewährleisten sollte. Vorsitzender des Komitees war Robespierre, der mit seiner erbarmungslosen Hetze gegen vermeintliche Gegner der Revolution den Beginn der Terrorherrschaft einläutete. Um das hehre Ziel zu verwirklichen, wurden auch die gerade erst erlassenen Menschenrechte wieder außer Kraft gesetzt. Robespierres Hatz forderte zahlreiche Opfer unter den Monarchisten und machte auch vor den angeblich verräterischen Girondisten nicht Halt, als diese das Sicherheitskommittee dazu anhalten wollten, sich zu mäßigen.

Blutige Freiheit

Die Brutalität, mit der die Initiatoren der Verfolgung vorgingen, fiel rasch auf sie selbst zurück. Jean-Paul Marat wurde im Juli 1793 von der Monarchistin Charlotte Chorday in der Badewanne erdolcht. Als Danton im Wohlfahrtsausschuss offen bekundete, dass er die maßlosen Enthauptungen auf der Guillotine nicht mehr tolerieren könnte, machte er sich des Verrats an der Republik verdächtig. Robespierre sponn eine perfide Intrige gegen seinen ehemaligen Verbündeten, die Danton auf das Schaffott brachte.

Die Revolution verwandelte sich in eine unaufhaltsame Terrormaschine, die die Reihen der Revolutionäre lichtete. Robespierre verlor jede Verhältnismäßigkeit und erließ neue verschärfte Gesetze, mit denen unter anderem die Verteidigung des Angeklagten abgeschafft wurde. Die Prozesse verkamen zu reinen Akten der Willkür. Robespierre war im gepeinigten Volk längst nicht mehr unumstritten. Der Vorwurf, er strebe die Alleinherrschaft an, hing in der Luft. Im Juli 1794 fiel auch er einer Verschörung zum Opfer und verlor sein Leben auf der Guillotine.

Der Niedergang der Republik

Die junge Republik krankte fortan weiter an ihren inneren Querelen. Ihre Orientierungslosigkeit ebnete dem populären Offizier Napoleon Bonaparte den Weg, als er 1799 die Macht übernahm und als Konsul an der Spitze eines Parlaments regierte. Als Frankreich durch ein Bündnis von England, Russland und Österreich in Bedrängnis geriet, fiel die Republik erneut in eine Krise. Das Parlament war um innere Stabilität bemüht und bot Bonaparte die Kaiserkrone an, die er bereitwillig annahm und damit das vorläufige Ende der Republik besiegelte.

Das größte Vermächtnis der Revolution ist die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, deren Prinzipien auch in die aktuellen Verfassungen der meisten europäischen Länder Einzug hielten.