Arbeitgeber erfindet Minusstunden nach Kündigung

20. März 2017 Thema abonnieren
 Von 
Erik85
Status:
Frischling
(1 Beiträge, 0x hilfreich)
Arbeitgeber erfindet Minusstunden nach Kündigung

Hallo,

am 24.02.2017 habe ich mein Arbeitsverhältnis noch während der Probezeit fristgerecht zum 09.03.2017 gekündigt. Da ich zu dieser Zeit der einzige Webdesigner in der Agentur war, passte das meinem Arbeitgeber gar nicht, was er auch mehr als deutlich machte.

Aber mal von Anfang an:
Mein Arbeitsvertrag startete zum 01.09.2016 (Teilzeit). Da die Webseite der Agentur dringend neu gemacht werden musste, leistete ich im September 54 Überstunden - dies war mit dem Arbeitgeber abgesprochen und er sagte damals, die Überstunden würden entweder ausbezahlt werden oder ich könne mir frei nehmen. Mit meiner Einstellung führte er auch das erste mal ein Zeiterfassungssystem in seinem Unternehmen ein. Nachdem dieses allerdings zu viele Fehler aufzeigte (z.B. wurden Mitarbeiter sonntags eingestochen, dafür aber an anderen Tagen nicht usw.) entschied er, wir sollen das System nicht mehr nutzen und sagte mir auch, ich brauche mich nicht mehr einloggen, da er das ohnehin nicht mehr überprüft. Schon davor führte er schriftliche Stundennachweise ein und erklärte damals, diese dienen dazu, genau aufzuschreiben, was wir für Kunden erledigt haben, damit das entsprechend abgerechnet werden kann. Es wurde nie explizit darauf hingewiesen, dass diese Stundennachweise praktisch das Zeiterfassungssystem ersetzen. Dementsprechend wiesen meine Stundennachweise in den ersten Wochen einige Lücken auf, obwohl ich da war, aber nur eintrug, was ich für Kunden erledigte, nicht aber beispielsweise Team-Meetings.

Von meinen 54 Überstunden bekam ich 4 Tage frei. Bleiben also noch 22 Überstunden aus dem September-Monat. Die restliche Zeit bis zu meiner Kündigung war ich immer da, einen einzigen Tag krank mit ärztlichem Attest.Urlaub hatte ich zwei Wochen zu Weihnachten, macht bei Teilzeit 5 Urlaustage - 4 aus dem Jahr 2016 + 1 aus dem Jahr 2017. Bleibt bis zu meiner Kündigung im März also noch 1 Resturlaubstag + 22 Überstunden. Nun hatte ich aber auch noch weitere 6 Überstunden nach September gesammelt. Also insgesamt 28 Überstunden + 1 Urlaubstag. Also genau 36 Stunden und somit genau die restlichen Arbeitstage, die ich nach meiner Kündigung noch hätte antreten müssen. Dies erklärte ich am Tag meiner Kündigung auch meinem Arbeitgeber - dass ich die zwei Wochen Kündigungsfrist ja theoretisch freigestellt werden müsste aufgrund von Überstunden und Resturlaub. Er sagte mir, er würde das alles über das Wochenende überprüfen und sich ggbf. Montag bei mir melden, sollte etwas nicht stimmen und falls ich nochmal zur Arbeit erscheinen müsste.

Heute erhielt ich dann einen Brief vom 17.03.2017 von ihm - in welchem er mir sage und schreibe 123,65 Minusstunden unterstellt! Wie er auf diese absurde Zahl kommt, ist mir absolut schleierhaft. Er behauptet zudem, ich wäre 36 Arbeitsstunden nach meiner Kündigung nicht erschienen, welche ich hätte ableisten müssen. Hier meine Frage: Hätte er mich nicht darüber bereits wie abgesprochen am Montag (27.02.2017) in Kenntnis setzen müssen? Nach meinem Gespräch am Freitag davor mit ihm, hatten wir ja gesagt, ich sei freigestellt, außer es haut mit den Überstunden nicht hin.Da keine Rückmeldung von ihm kam, konnte ich davon ausgehen, dass alles ordentlich war.

Wie er auf die restlichen Minusstunden kommt, kann ich mir vorne und hinten nicht erklären. Habe alles durchgerechnet, komme immer wieder auf 28 Überstunden + 1 Urlaubstag, habe mir auch immer alle Tage notiert, an welchen ich dort war (allerdings nicht die Uhrzeit und auch nicht die ausgeführten Tätigkeiten). Ich kann mir sehr gut denken, dass er mir eins reinwürgen möchte und sich deswgen auf evtl. Lücken in Stundennachweisen bezieht, wobei selbst das kaum zu 123 Minusstunden führen kann.Er weiß defintiv selbst, dass das nicht stimmt und dass er falsche Tatsachen behauptet.

Macht es Sinn, die Sache an das Arbeitsgericht weiterzuleiten? Muss er mir nachweisen, woher die 123 Minusstunden herkommen und dass ich somit angeblich 1 1/2 Monate nicht gearbeitet habe? Kann er sich auf die Stundenzettel beziehen, welche stellenweise Lücken aufweisen, obwohl ich da war? Was habe ich für Möglichkeiten?

Danke schonmal für alle hilfreichen Antworten!

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2 Antworten
Sortierung:
#1
 Von 
blaubär+
Status:
Weiser
(17420 Beiträge, 6484x hilfreich)

//// Muss er mir nachweisen, woher die 123 Minusstunden herkommen ...

So ist es. Dein AG ist dein Ansprechpartner, dieses Minus nachvollziehbar zu (er)klären. Die ganzen AZ-Belege muss er ohnehin 2 Jahre lang aufbewahren.

//// Macht es Sinn, die Sache an das Arbeitsgericht weiterzuleiten?

Was meinst du mit 'weiterleiten'? Das Arbeitsgericht wird die Sache nicht klären, vielmehr musst du dort einen 'schlüssigen' Antrag stellen, will sagen: wenn dein AG dir die Minusstunden nicht belegen kann, dir aber die Differenz auch nicht ausbezahlt, klagst du eben das Gehalt für diese 123 Stunden ein.


Randbemerkung: So ein langer Sermon ist in aller Regel weder notwendig noch hilfreich. Wie sagt doch Gary Cooper in einem Film "Erzähl' mir deine Lebensgeschichte, aber lass alles weg außer den letzten fünf Minuten"

-- Editiert von blaubär+ am 21.03.2017 08:26

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#2
 Von 
altona01
Status:
Weiser
(17802 Beiträge, 8070x hilfreich)

Sollten Sie Ende März nicht alles erhalten, was Ihnen zusteht, dann klagen Sie ganz einfach.
Die Klage formuliert der Rechtspfleger am Arbeitsgericht für Sie.

Für eine erfolgreiche Klage benötigen Sie eine ganz genau Arbeitszeitdokumentation. Der Rest ist dann ein Selbstgänger.

Signatur:

Nur wer sich bewegt, hört seine Ketten rasseln.

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