Chef zieht Pause von Arbeitszeit ab ohne Kenntnis der MA

27. Oktober 2020 Thema abonnieren
 Von 
Antares51
Status:
Beginner
(90 Beiträge, 7x hilfreich)
Chef zieht Pause von Arbeitszeit ab ohne Kenntnis der MA

Hallo liebe Leute ich habe schon das nächste große existenzbedrohende Problem...

Und zwar geht es um meinen Job den ich wohl oder übel bald verlieren werde..

Ich arbeite seit 4 Jahren in einem Lieferservice in Teilzeit (ca. 110h/Monat) als Zustellfahrer.
Nun habe ich vor 2 Wochen meine Gehaltsabrechnungen von Januar bis jetzt 2020 selbst beim Steuerberater abgeholt da der Chef es nicht hinkriegt.
Daraufhin festgestellt, dass in dem Zeitraum knapp 50h zu wenig berechnet wurden. Daraufhin im Betriebscomputer die Arbeitszeiten und Stunden abfotografiert. In meinem Handy trage ich sowieso jeden Tag meine Arbeitszeit ein für genau solche Fälle. Meine Stundenberechnungen und die auf dem Server stimmen weitestgehend überein, auf der Abrechnung ist aber wiederholt zu wenig drauf.

Also ich dem Chef per Whatsapp geschrieben dass es da Unstimmigkeiten in den Abrechnungen gibt. Wurde von ihm gelesen aber eiskalt ignoriert. Das macht er gerne mal so schon öfters vorgekommen.

Am selben Tag hat mich in der Firma der Betriebsleiter zur Seite genommen und mich darauf angesprochen. Daraufhin erklärt dieser mir dann, dass schon seit Anfang des Jahres pro geleisteter Arbeitsstunde 5min als Pause abgezogen werden! Ohne dass irgendein MA je darüber in Kenntnis gesetzt wurde. Ich würde das mal Betrug nennen! Denn es wird keine Pause gemacht.

Nach 1 Woche Überlegung sagte ich zum BL ich würde dann ein Schreiben mit meiner Forderung aufsetzen woraufhin er erwiderte, dass der Chef mir dann sicherlich die fristgerechte Kündigung zustellen würde. Deshalb habe ich erstmal davon abgesehen. Kündigungschutzgesetz laut Chef schon lange abgeschafft... Der Betrieb hat mehr als 10 MA und ich bin seit 4 Jahren beschäftigt also Bull****.

Ich habe in den letzten Tagen dann vereinzelt MA aufgeklärt über die neue "Pausenregelung". Genaugenommen 4 MA. Nun bin ich auf einmal die letzten 4 Tage in Folge als Privatfahrer eingeteilt. Heißt ich fahre mit meinem eig KFZ für 20Cent/km. Normalerweise mach ich das im Monat vielleicht 2-3x und das ist auch in Ordnung. Nun aber plötzlich jeden Tag obwohl genug Firmenwagen zur Verfügung stehen.

Also frage ich den Fahrdienstleiter was das soll. Keine Reaktion. Dann frage ich den BL was das soll. Dieser sagt wortwörtlich:
"Was soll ich dazu sagen . Du versuchst die anderen Fahrer gegen "Chef" aufzubringen . Das die Fahrer nicht auf deiner Seite sind ist natürlich nach hinten los gegangen. Da sie es alle erzählt haben. Vielleicht solltest du lieber von selbst aufhören für uns zu arbeiten nur so als kleiner Tipp."

Erstmal ist das totaler Schwachsinn da die Fahrer mir alle dankbar waren, dass ich sie darüber aufgeklärt habe. Dies wurde mir übrigens im Vorfeld vom BL untersagt. Zweitens bringe ich niemanden gegen den Chef auf ich habe ihnen nur erzählt was dieser abzieht. Mit seinem Handeln bringt er die Fahrer schon von selbst auf sich auf.

Meiner Meinung nach ist es auch Steuerhinterziehung da der Lohn ja einfach weniger ausbezahlt wurde.
Einen schriftlichen Arbeitsvertrag gibt es nicht nur mündlich.

Wie würdet ihr euch jetzt verhalten? Hatte mich schon letzte Woche woanders nach einem Job umgeguckt aber die suchen im Moment leider nicht und eigentlich will ich die Firma auch gar nicht verlassen. Gut der Chef ist ein Riesen********* aber das war schon immer so und man sieht den Chef auch eigentlich nie in der Firma. Mit allen Kollegen komme ich sonst gut klar. Nur jetzt ist das Fass langsam wirklich voll...

Arbeitsrechtlicher Notfall?

Arbeitsrechtlicher Notfall?

Ein erfahrener Anwalt im Arbeitsrecht gibt Ihnen eine vertrauliche kostenlose Einschätzung!
Ein erfahrener Anwalt im Arbeitsrecht gibt Ihnen eine vertrauliche kostenlose Einschätzung!
Kostenlose Einschätzung starten Kostenlose Einschätzung starten



7 Antworten
Sortierung:
#1
 Von 
blaubär+
Status:
Weiser
(17450 Beiträge, 6493x hilfreich)

Ob deine Situation noch zu retten ist, nachdem der Konflikt so gediehen ist, wie du ihn schilderst, ist eine Frage für sich. Dass du aus Firmensicht nun als Unruhestifter giltst, kann dich nicht wirklich wundern. Solche Themen überhaupt per WhatsApp zu kommunizieren ....

Um hinten anzufangen: Ein mündlicher AV ist nicht unbedingt schlechter als ein schriftlicher.
Aber dann geht es schon los: Wieso Privat-Pkw, wenn es dazu keine Vereinbarung gibt? Und das mit einer derart lausigen Entschädigung / km? (- Allerdings wirst du dir ggf. vorhalten lassen müssen, dass du durch langjährige Praxis stillschweigend zugestimmt haben wirst. - )
Die Pausenregelung in 5-Minuten-Häppchen pro Stunde ist gewiss nicht konform mit dem ArbZG.
Ob das KSchG greift, müsstest du genau nachrechnen: die Untergrenze mit 10 MA meint 10 Vollbeschäftigte bzw. die auf 10 aufgerechneten Anteile der TZ-Kräfte. 'Abschaffen' kann der Chef das KSchG für seinen Betrieb nicht, wenn die Bedingungen stimmen mit > 10 MA (Vollzeit).

Wehren kann AN sich dort, wo er sich in seinen Rechten geschmälert sieht. Der richtige Ort dafür ist das Arbeitsgericht.

1x Hilfreiche Antwort

#2
 Von 
drkabo
Status:
Weiser
(16535 Beiträge, 9306x hilfreich)

Bevor man irgendwas macht, sollte man prüfen, wie es um den Kündigungsschutz bestellt ist. Wie der Vorschreiber schon schrieb: Die Grenze sind 10 Vollzeit (!)-Mitarbeiter. Bei Teilzeitkräften sind es entsprechend mehr.
Vom Bestehen oder Nicht-Bestehen des Kündigungsschutzes hängt ab, wie hoch man pokern kann.

Signatur:

Für alle meine Beiträge gilt §675(2) BGB.

0x Hilfreiche Antwort

#3
 Von 
bugman
Status:
Schüler
(174 Beiträge, 37x hilfreich)

Ich habe gerade mal nachgerechnet. 5 Minuten Pause pro Stunde macht 30 Minuten Pause für sechs Stunden. Und hier sind wir wieder bei der gesetzlichen Regelung. Also liegt dein Chef wohl nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch.

Konkret bedeutet dies, dass du laut Arbeitszeitgesetz verpflichtet bist nach 6 Stunden eine Pause von mindestens 30 Minuten zu machen. Die Pause muss nicht bezahlt werden. Arbeitest du unter 6 Stunden musst du keine Pause machen. Aus meiner Sicht muss dich dein Arbeitgeber aber über diese Regelung und dass er die 30 Minuten bei mehr als 6 Stunden Arbeit automatisch abzieht. Zudem ist zu beachten, dass du natürlich während der Pause nicht arbeiten darfst. Sonst ist es keine Pause.

Problem ist hier vermutlich tatsächlich die Umsetzbarkeit. Bei einem solch kleinen Unternehmen bleibt dir wohl nichts anderes üblich als mit dieser Regelung einverstanden zu sein oder zu kündigen. Andernfalls wird es für dich vermutlich nicht angenehm. Ob dieses arbeitsrechtlich alles so OK ist sei mal dahingestellt. Hier kannst du natürlich rechtlich dagegen vor gehen, aber ob dir das viel bringt... ich weiß nicht...

0x Hilfreiche Antwort

#4
 Von 
Harry van Sell
Status:
Unbeschreiblich
(120218 Beiträge, 39849x hilfreich)

Zitat (von bugman):
und dass er die 30 Minuten bei mehr als 6 Stunden Arbeit automatisch abzieht.

Das macht er aber eben nicht.



Zitat (von bugman):
Also liegt dein Chef wohl nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch.

Der liegt komplett falsch ...


Signatur:

Meine persönliche Meinung/Interpretation!
Im übrigen verweise ich auf § 675 Abs. 2 BGB

1x Hilfreiche Antwort

#5
 Von 
Antares51
Status:
Beginner
(90 Beiträge, 7x hilfreich)

Zitat (von Harry van Sell):
Der liegt komplett falsch ...

Das sehe ich auch so. Gestern z. B. 5:01h gearbeitet. 25min Pause abgezogen obwohl keine Pause gemacht wurde. Neue Arbeitszeit 4:36h. Ich komme eigentlich nie über 6h Arbeitszeit auch nicht ohne Pausenabzug.
Klein würde ich die Firma nicht nennen. Es gibt ca. 10 Küchenmitarbeiter, 5 Telefonisten und 20 Fahrer. Die meisten sind zwar Minijobber also nur 0,5 MA aber insgesamt trotzdem über 10 MA.
Was mich jetzt gerade aber am Meisten beschäftigt ist die Frage ob ich mit meinem eigenen KFZ fahren muss. Eigentlich ist das ja ein Gefallen von mir das ich das tue. So war es ja sonst auch nur 1 x die Woche wenn überhaupt. Aber jetzt plötzlich jeden Tag als Schikane.

Wenn ich jetzt sage ich mache das nicht mehr wird er mir denke ich mal gar keine Schichten mehr einteilen. Aber das darf er doch nicht oder? Bzw muss er dann trotzdem mein Gehalt weiterzahlen? Weil es ist ja nicht meine Schuld wenn er mir die Arbeitsmittel (Firmenwagen) nicht zur Verfügung stellt.

-- Editiert von Antares51 am 28.10.2020 13:36

0x Hilfreiche Antwort

#6
 Von 
blaubär+
Status:
Weiser
(17450 Beiträge, 6493x hilfreich)

----- Dann klag doch wegen des Pausenabzugs.
Du weißt ja: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.
Vielleicht tust du künftigen Ausfahrern was Gutes.

0x Hilfreiche Antwort

#7
 Von 
drkabo
Status:
Weiser
(16535 Beiträge, 9306x hilfreich)

Aber das darf er doch nicht oder?
Nein. Aber er macht es.
Also müssen Sie sich entscheiden, ob Sie sich ernsthaft wehren, oder nicht.
Kündigungsschutz scheint ja zu bestehen.

Es kommt keine Fee, die alles für Sie regelt.
Wasch mich, aber mach mich nicht nass - das funktioniert halt nicht.

Signatur:

Für alle meine Beiträge gilt §675(2) BGB.

0x Hilfreiche Antwort

Und jetzt?

Für jeden die richtige Beratung, immer gleich gut.
Schon 268.056 Beratungen
Anwalt online fragen
Ab 30
Rechtssichere Antwort in durchschnittlich 2 Stunden
108.309 Bewertungen
  • Keine Terminabsprache
  • Antwort vom Anwalt
  • Rückfragen möglich
  • Serviceorientierter Support
Anwalt vor Ort
Persönlichen Anwalt kontaktieren. In der Nähe oder bundesweit.
  • Kompetenz und serviceoriente Anwaltsuche
  • mit Empfehlung
  • Direkt beauftragen oder unverbindlich anfragen
Alle Preise inkl. MwSt. zzgl. 5€ Einstellgebühr pro Frage.

Jetzt Anwalt dazuholen.

Für 60€ beurteilt einer unserer Partneranwälte diese Sache.

  • Antwort vom Anwalt
  • Innerhalb 24 Stunden
  • Nicht zufrieden? Geld zurück!
  • Top Bewertungen
Ja, jetzt Anwalt dazuholen