Hallo liebe Forumsteilnehmer,
nachdem ich gekündigt habe, hat mir mein Arbeitgeber
ein Zwischenzeugnis geschrieben. Nun bin ich der Meinung, dass dieses meiner Leistung nicht gerecht wird. Da ich nicht wirklich Kundenkontakt hatte, verwundert mich u. a. auch die Passage: "[...] ist er jederzeit in der Lage unsere Kunden kompetent zu beraten."
Leider kann ich das Zeugnis aber auch nicht richtig einordnen und wäre sehr glücklich, wenn Sie mir dabei helfen könnten. Das Zeugnis darf eigentlich nicht schlechter als eine 1-, maximal 1-2 sein.
Herr XY hat sich schnell und sicher in das Aufgabengebiet eingearbeitet und führt seine Tätigkeiten jederzeit selbständig und gewissenhaft durch.
Wir lernten Herrn XY als absolut vertrauenswürdigen, flexiblen, gewissenhaften und stets motivierten Mitarbeiter kennen und schätzen, der der ihm anvertrauten Verantwortung in vollem Umfang gerecht wird.
Er arbeitet mit viel Engagement und Eigeninitiative. Sein Erfolg und seine Leistung sind begründet durch sein großes persönliches Engagement.
Herr XY arbeitet nach eigener und klarer Planung und erzielt dadurch stets gute Lösungen. Durch sein gutes technisches Verständnis und seine fundierten Fachkenntnisse ist er jederzeit in der Lage unsere Kunden kompetent zu beraten.
Aufgrund seiner engagierten Arbeitsweise und seiner Kenntnisse ist Herr XY in der Lage, auch schwierige Problemfälle erfolgreich zu lösen.
Er führt seine Tätigkeiten stets zu unserer vollsten Zufriedenheit aus.
Das persönliche Verhalten von Herrn XY gegenüber Kunden, Vorgesetzten und Kollegen ist stets einwandfrei. Er repräsentiert unser Unternehmen jederzeit überzeugend und kompetent.
Dieses Zwischenzeugnis wurde erstellt, da Herr XY das Arbeitsverhältnis auf eigenen Wunsch zum XYZ gekündigt hat. Dies bedauern wir sehr.
Wir bedanken uns bei Herrn XY für die sehr gute Zusammenarbeit und wünschen ihm bereits heute alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft.
Vielen Dank im Voraus
-- Editiert von blauch am 29.04.2019 14:49
Einordnung Arbeitszeugnis
Arbeitsrechtlicher Notfall?
Arbeitsrechtlicher Notfall?
Ein echt gutes Arbeitszeugnis aus der Retorte, sprich: aus Textbausteinen, möchte mir scheinen (was wohl auch die Kundenberatung erklären dürfte. die da hineingerutscht ist). Besser als 'stets zu unserer vollsten Zufriedenheit' geht nicht nach der gängigen Diktatur der Zeugnisgepflogenheiten.
Eigentlich könntest du zufrieden sein - wenn du es gleichwohl nicht bist, mag das daran liegen, dass es eben doch wohl eher nicht ein persönlicher, auf dich und deine individuellen Stärken und Leistungen hin durchformulierter und eigenständiger Text ist. Firmen gehen da wohl lieber auf 'Nummer Sicher' und geben ein rechtlich möglichst unangreifbares Zeugnis aus.
Aber wieso 'Zwischenzeugnis' , wenn du doch gekündigt hast?
ZitatEin echt gutes Arbeitszeugnis aus der Retorte, sprich [..] :
Eigentlich könntest du zufrieden sein - wenn du es gleichwohl nicht bist, mag das daran liegen, dass es eben doch wohl eher nicht ein persönlicher, auf dich und deine individuellen Stärken und Leistungen hin durchformulierter und eigenständiger Text ist. [..]
Aber wieso 'Zwischenzeugnis' , wenn du doch gekündigt hast?
Hallo blaubär, vielen Dank für deine Antwort.
Ist es gut oder sehr gut?
Wahrscheinlich kommt meine Unzufriedenheit daher. Vielleicht habe ich nach meiner Leistung, Ergebnissen, Überstunden, Wochenenden… für das Unternehmen mehr erwartet. „Zwischenzeugnis" ist evtl. dadurch begründet, dass ich aktuell noch im Unternehmen bin (?). Danke für deine Zeit.
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Blaubär, das sind die Probleme mit den Superarbeitszeugnissen, bei denen der Arbeitgeber zwar nichts falsch machen kann, die hochgejubelt sind, die aber absolut nicht aussagefähig sind, eben weil aus der Retorte. Mir ist da ein Zeugnis mit Ecken und Kanten viel lieber. Auch wenn es nicht so toll klingt.
Was mir in dem Zeugnis fehlt, das ist eine genaue Arbeitsplatzbeschreibung bzw. die Beschreibung der Tätigkeit. Das ist viel wichtiger als sich Gedanken machen über "volle Zufriedenheit" bzw. "vollste Zufriedenheit."
wirdwerden
@wirdwerden
Die Arbeitsplatzbeschreibung ist im Zeugnis vorhanden, an der habe ich allerdings nichts auszusetzen und hab sie daher in dem Auszug weggelassen
/// Vielleicht habe ich nach meiner Leistung, Ergebnissen, Überstunden, Wochenenden… für das Unternehmen mehr erwartet.
Das ist eine unauflösliche Diskrepanz: Engagement und Einsatz auf Arbeitnehmerseite samt allen emotionalen Implikationen trifft auf kühle Geschäftsmäßigkeit der Oranisation.
Nach den üblichen Einordnungen sagt dein Zeugnis auf jeden Fall ein 'gutes Gut' aus, evtl. auch 'sehr gut'.
Aber lies wirdwerden oben: diese feinen Unterscheidungen sind doch sämtlich pillepalle, wenn das Zeugnis sowas wie Wärme vermissen lässt, diese schwer greifbare Wahrnehmung von 'an dem AN liegt uns was', oder wie auch immer.
Ach so, muss nem dummen Menschen wie mir ja gesagt werden. Wie ich schon schrieb, ich bin bei Retortenzeugnissen negativ befangen. Deshalb halte ich mich da immer sehr zurück. Aber die Arbeitnehmer bestehen drauf, na ja und dann kommt so was von so was.
wirdwerden
ZitatDas persönliche Verhalten von Herrn XY gegenüber Kunden, Vorgesetzten und Kollegen ist stets einwandfrei. :
Die Reihenfolge "Kunden, Vorgesetzten und Kollegen" ist nicht unkritisch. Die Beurteilung dieser Formulierung hängt jedoch von dem Aufgabengebiet - welches uns jedoch bedauerlicherweise nicht zur Kenntnis gereicht wurde - des zu Beurteilenden ab .
ZitatWir bedanken uns bei Herrn XY für die sehr gute Zusammenarbeit und wünschen ihm bereits heute alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft. :
Sehr gut wäre es gewesen, wenn anstatt "viel Erfolg" "weiterhin viel Erfolg" gewünscht worden wäre.
-- Editiert von Ratsuchender@123net am 29.04.2019 23:18
Zur Einschätzung von Arbeitszeugnissen generell
https://www.randstad.de/workforce360/archiv/viel-aufwand-fuer-nichts-beim-arbeitszeugnis
Wenn der Stellenwert von Zeugnissen für die Menschen, für die sie geschrieben sind (!), in der Praxis derart bescheiden ist, wirft das auch ein Schlaglicht auf die wohl unausrottbaren Mühen, einzelne Begriffe auf die Goldwaage zu legen und auf Formulierungen herum zu reiten.
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