Firma will mich loswerden

18. Dezember 2022 Thema abonnieren
 Von 
stress_am_arbeitsplatz
Status:
Frischling
(2 Beiträge, 0x hilfreich)
Firma will mich loswerden

Guten Tag, liebe Forumsmitglieder.


Könntet Ihr mir bitte bei einen nicht einfachen Problem mit meinem Arbeitgeber helfen.

Bin jetzt seit 22 Jahren im Werkzeugbau als Techniker bei einer Firma für schlüssellosen Zugangssysteme beschäftigt.

Leider wurde die Firma nach dem Tod des Inhabers an einen Investor verkauft. Die neue Geschäftsleitung ist leider genau das Gegenteil vom alten Inhaber, der die Firma als sein Lebenswerk gesehen hat und immer das Personal als seinewichtigste Ressource gesehen hat

Die neue GL ist jetzt seit 10 Monaten im Einsatz und es haben bereits viele Mitarbeiter im kaufm. u. gewerblich Bereich das Unternehmen verlassen. Die meisten davon freiwillig. Die neue GL (ein Jurist, mehrer Heuschrecken die Firmen kaufen u. verkaufen) ist extrem erfolgreich die richtigen „Knöpfe" bei jedem Mitarbeiter zu drücken, so dass er mehr oder minder freiwillig geht. Die machen einen absolut perfekten Job, wenn es darum geht jeden klein zu bekommen.

Ich hatte immer ein super Verhältnis zum alten Inhaber u. alle haben haben die Firma als „ihre" Firma angesehen.
Jetzt habe ich es geschafft in 10 Monaten schon 4 Abmahnungen zu sammeln. Gut, mit meinem Anwalt und der Gewerkschaft müssten alle wieder aus der Personalakte entfernt werden.

Es geht einfach darum mich aus der Firma zu bekommen - eben wie manche andere eben auch.
Bei der letzten Übergabe der Abmahnung (Essen von einem Brötchen außerhalb der Pausenzeit) habe ich versucht meine Kündigung ins Spiel zu bringen. Mit wurde klar gemacht, dass ich besser freiwillig gehen soll.

Klar, mein Anwalt (Rechtsschutz) und die Gewerkschaft rät mir zum Durchhalten und ich solle abwarten bis es endlich zum Arbeitsgericht geht oder die GL etwas anbietet. Aber das zieht sich wie Gummi ohne Ende. Es kommen immer neue Repressalien und jeder Tag im Betrieb ist die Hölle. Mein Arzt rät mir sehr dringend zu einer Eigenkündigung nach Tinnitus, extrem gestiegenen Blutdruck, Schlaflosigkeit usw. (alles erst seit diesem Jahr).

Ich habe jetzt in den letzten Monaten so viele Kollegen gesehen die aufgegeben haben.
Ich persönlich habe gedacht, dass es so etwas nur im Film geben kann.

Habe jetzt schon Urlaub in versuche die Sache ein wenig aus der Distanz zu sehen.
Ich glaube nicht, dass ich diesen Menschen in der GL gewachsen bin, die gehen absolut über Leichen.

Ich habe in meinen 22 Jahren Betriebszugehörigkeit in Summe 12 Tage gefehlt (meine Frau hält das immer nach).

Bisher habe auch die AU auch nicht als mögliche Antwort auf die Personalpolitik der GL gesehen - meine Kollegen ballern eine AU an der nächsten raus). Bin schön jeden Tag hingegangen habe gearbeitet und habe mir wieder einen einschenken lassen.

Langes Fehlen würde ja auch ggf. die Abfindungshöhe eher negativ beeinflussen (habe ich mir sagen lassen).
Aber was für eine Abfindung denn? Die GL bietet nichts an und wird meiner Meinung nach auch weder Abfindung noch Freistellung anbieten. Die bekommen ja fast alle zum 0 Tarif raus.

Aktuell stehe ich vor der Wahl jetzt doch mal eine AU nach der Nächsten einzureichen. Vielleicht gibt es ja eine Reaktion. Aber ich bekomme jetzt schon ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken.
Oder ich nehme eine andere Stelle an - genau wie meine früheren Kollegen.

Ist halt schwer, wenn man irgendwie die Firma mit aufgebaut hat - o.k. da habe ich auch guten Lohn für bekommen - und dann einfach entsorgt werden soll.

Aktuell kämpfen in mir zwei Seiten. Die eine sagt, dass ich wegen der Gesundheit einfach gehen soll. Dazu rät mir auch dringend mein Arzt. Die andere Seite sagt mir, dass ich diese Leute nicht einfach so damit durchkommen lassen soll.

Klar, mein Anwalt möchte wegen einer möglichen Abfindungssumme, dass ich am Ball bleibe. Ich habe absolut keine Ahnung wie weit die GL noch gehen wird. Ich kann mein Gegenüber eben absolut nicht einschätzen.
Ich wäre ja schon mit einer Freistellung und einer Mini-Abfindung zufrieden. Aber selbst die wird ja nicht angeboten.

Was meint Ihr?

Bleiben und "kämpfen" oder gehen?

Gruss

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8 Antworten
Sortierung:
#1
 Von 
Anami
Status:
Unbeschreiblich
(32205 Beiträge, 5658x hilfreich)

Arzt sagt: Such dir was anderes, dann geh.
Anwalt sagt: Vielleicht gibts Abfindung, also bleib.
Ich meine: Früher war halt alles anders. Jetzt ists so. Die Heuschreckenseite kommt damit durch. Nicht nur dort.

Heuschrecken-AG geben keine Abfindung, es sei denn, sie müssen, weil ein Gericht das sagt.

Zitat (von stress_am_arbeitsplatz):
Ich wäre ja schon mit einer Freistellung und einer Mini-Abfindung zufrieden. Aber selbst die wird ja nicht angeboten.
Heuschrecken würden jetzt fragen: Jamei, is denn scho Weihnachten? Geh doch, wenns dir nimmer passt.

Wie alt bist du?

Signatur:

Ich schreibe hier nur meine Meinung.

0x Hilfreiche Antwort

#2
 Von 
Zuckerberg
Status:
Lehrling
(1909 Beiträge, 1138x hilfreich)

Zitat:
Oder ich nehme eine andere Stelle an - genau wie meine früheren Kollegen.

Ist halt schwer, wenn man irgendwie die Firma mit aufgebaut hat - o.k. da habe ich auch guten Lohn für bekommen - und dann einfach entsorgt werden soll.
Was jetzt zählt, ist Ihr Wohlergehen in der Zukunft. Und da klingt alles danach, dass Sie woanders vermutlich glücklicher werden. Jeden Tag mit einem schlechten Gefühl zur Arbeit zu gehen und sich mit diesen Gedanken herumplagen zu müssen, ist auf die Dauer wohl auch nicht so gesund. Meiner Meinung nach sollten Sie sich also ab sofort auf neue Stellen bewerben. Aus einer ungekündigten Anstellung heraus könnte das tendenziell auch etwas besser aussehen als als frisch gekündigter Arbeitsloser.

Zitat:
Die andere Seite sagt mir, dass ich diese Leute nicht einfach so damit durchkommen lassen soll.
Sie haben keine Mittel gegen diese Leute. Sie werden sich da die Zähne ausbeißen und nichts erreichen können.

Zitat:
mein Anwalt möchte wegen einer möglichen Abfindungssumme, dass ich am Ball bleibe.
Womöglich wird der Arbeitgeber Ihnen aber niemals eine Abfindung anbieten. DIese gibt es standardmäßig (wenn überhaupt) bei betriebsbedingten Kündigungen. Aktuell sieht es aber eher so aus, als würde der Arbeitgeber eine verhaltensbedingte Kündigung vorbereiten (deshalb die Abmahnungen). Einen entsprechenden Aufhebungsvertrag abzuschließen (was der Arbeitgeber Ihnen auch erstmal anbieten müsste), könnteeine Sperre beim Arbeitslosengend bedeuten.

Zitat:
Mein Arzt rät mir sehr dringend zu einer Eigenkündigung nach Tinnitus, extrem gestiegenen Blutdruck, Schlaflosigkeit usw. (alles erst seit diesem Jahr).
Solange Ihre Gesundheit das erlaubt, sollten Sie lieber nicht kündigen, sondern abwarten, bis Sie eine neue Stelle haben. Und wenn die Gesundheit das nicht mehr mitmacht, dann ist eine ärztliche Krankschreibung das Mittel der Wahl (und deutlich besser als eine Arbeitslosigkeit).

Zitat:
Aber ich bekomme jetzt schon ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken.
Schlechtes Gewissen? Gegenüber diesem Arbeitgeber? Weil Sie Ihre Gesundheit schützen wollen?

1x Hilfreiche Antwort

#3
 Von 
wirdwerden
Status:
Unbeschreiblich
(38463 Beiträge, 14007x hilfreich)

Ich teile die Ansicht des Anwalts. Man muss sich klar machen: je länger jemand fehlt, desto preiswerter wird er auch, was eine Abfindung angeht, wenn den überhaupt eine irgendwann mal im Gespräch sein sollte. Du musst als ersten Schritt also für Dich entscheiden, welche Taktik Du einschlagen willst und welche Du durchhalten kannst.

Wenn man Dich wirklich los werden will, dann wäre die richtige Taktik, regelmäßig hinzugehen, dadurch zu signalisieren, dass Du eben nicht kneifst, Dienst nach Vorschrift zu machen und ohne Mehrarbeit regelmäßig nach Haus zu gehen. Dieses Signal werden auch irgendwann die neuen Chefs verstehen. Und dann müssen die überlegen, was man mit so einem sturen/pflichtbewussten Mitarbeiter tut, den man loswerden will.

Die zweite Möglichkeit ist, das alles eben nicht durchzuhalten, arbeitsunfähig zu werden, die Zeit zu nutzen, um einen neuen Job zu finden und dann irgendwann auszuscheiden.

Alles andere dazwischen wird nicht funktionieren.

wirdwerden

0x Hilfreiche Antwort

#4
 Von 
Harry van Sell
Status:
Unbeschreiblich
(120178 Beiträge, 39842x hilfreich)

Man muss sich wohl entscheiden, seine Gesundheit (langfristig) zu ruinieren, für die (illusorische) Hoffnung auf eine Abfindung.
Oder (erstmal) die Gesundheit zu stabilisieren.



Zitat (von stress_am_arbeitsplatz):
Bleiben und "kämpfen"

Da man aktuell die dafür nötige psychische und physische Festigkeit wohl nicht hat, müsste man überlegen, ob das sinnvoll wäre.



Zitat (von stress_am_arbeitsplatz):
Langes Fehlen würde ja auch ggf. die Abfindungshöhe eher negativ beeinflussen (habe ich mir sagen lassen).

In Gegensatz zu den Gerüchten kann Krankheit sogar ein Kündigungsgrund sein.
Wobei fraglich ist weshalb der AG kündigen sollte, denn nach 6 Wochen Lohnfortzahlung ist der AN ja kostenneutral an die Krankenkasse ausgelagert.
Es sei denn Arzt und Patient sind clever und fahren die richtige Strategie ...



Zitat (von stress_am_arbeitsplatz):
Die GL bietet nichts an und wird meiner Meinung nach auch weder Abfindung noch Freistellung anbieten

Die GL ist in einer absolut komfortablen Situation, die Zeit arbeitet für sie. Außer "abwarten" ist eigentlich keinerlei Aktion erforderlich.



Zitat (von stress_am_arbeitsplatz):
Die andere Seite sagt mir, dass ich diese Leute nicht einfach so damit durchkommen lassen soll.

Durchaus nachvollziehbar, aber wohl nicht umsetzbar.
Um das mal zu visualisieren: Dummerweise sitzt man derzeit an der russischen Grenze, in einem Panzer des Typs "Puma" und hat noch dazu keine Munition.


Signatur:

Meine persönliche Meinung/Interpretation!
Im übrigen verweise ich auf § 675 Abs. 2 BGB

0x Hilfreiche Antwort

#5
 Von 
stress_am_arbeitsplatz
Status:
Frischling
(2 Beiträge, 0x hilfreich)

'n Abend u. vielen Dank für Eure Antworten.

Habe mir überlegt vom "Puma" in den "Marder" zu wechseln. Vielleicht läuft es ja damit besser.

Werde morgen früh mal zu meinem Arzt gehen, der mich schon seit Wochen aus dem Rennen nehmen will. Da freut sich dann die Buchhaltung, dass sie mir 5 Tage bewilligten Urlaub wieder gutschreiben darf, wenn die AU kommt. Den Urlaub für die erste Januarwoche dann ggf. auch noch per AU. Ist ja nicht so, dass ich nicht krank wäre, bin nur so ********, dass ich immer hingehe.

0x Hilfreiche Antwort

#6
 Von 
Harry van Sell
Status:
Unbeschreiblich
(120178 Beiträge, 39842x hilfreich)

Zitat (von stress_am_arbeitsplatz):
Habe mir überlegt vom "Puma" in den "Marder" zu wechseln.

Aktuell die bessere Variante.



Zitat (von stress_am_arbeitsplatz):
Den Urlaub für die erste Januarwoche dann ggf. auch noch per AU.

Also die Symptome die man da hat, dürften mal für 3-4 Wochen Erst-AU reichen ...


Signatur:

Meine persönliche Meinung/Interpretation!
Im übrigen verweise ich auf § 675 Abs. 2 BGB

0x Hilfreiche Antwort

#7
 Von 
Gerd61
Status:
Praktikant
(700 Beiträge, 91x hilfreich)

Man sollte sich auch überlegen ob man ein Bildungsurlaubsseminar zum Thema: Stressbewältigung, Worklife-Balance oder ähnliches belegt.

Der AG (Ausnahme nur Bayern oder Sachsen) in muss einen hierzu bis zu fünf Tagen im Jahr bezahlt freistellen.

0x Hilfreiche Antwort

#8
 Von 
personalwesen0815
Status:
Beginner
(72 Beiträge, 4x hilfreich)

Hallo,
eine Abfindung ist was Kurzfristiges, Deine Gesundheit Dein wirkliches Kapital. Wenn es finanziell jetzt nicht an die Existenz geht, solltest Du Dich AU schrieben lassen, das geht, so wie Du von Deinem Arzt schreibst, vermutlich über mehrere Monate. In der zeit kannst Du Abstand gewinnen, in ruhe einen neuen Arbeitgeber suchen und fertig.

Vergiss die Abfindung, denk an Deiner Gesundheit.

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