quote:<hr size=1 noshade>es wär echt nett, wenn du später mal berichtest, wie es ausgegangen ist. <hr size=1 noshade>
... und genau das erfolgt nun mit diesem - eigenen - Thread, damit auch andere profitieren und vielleicht doch den Mut finden, sich gegen oberfiese Kollegen und blind-sein-wollende Chefs zu wehren anstatt es bei stiller Duldung bis zu ‚endlich bin ich da raus’ zu belassen.
Ich war Mobbing-Opfer und die mobbende Mitarbeiterin (als selbständige Handelsvertreterin fürs Unternehmen tätig) hatte aufgrund ihrer guten Umsatzzahlen Rückendeckung seitens der Geschäftsführung. Letztlich blieb mir nur die Flucht aus dem Unternehmen und ein nachträglicher Rechtsstreit, der nun bald größtenteils abgeschlossen sein wird. Zumindest ist ein Ende in den nächsten wenigen Wochen in Sicht. J
Zur Vorgeschichte (die stückweise in anderen Threads zu dem Thema bereits zu lesen war):
Die Vorwürfe gegen die mobbende 'Kollegin' ergäben eine lange Geschichte (ist eh schon lang genug ), deshalb stichpunktartig, was für ein Verhalten sie über 5 Monate hinweg an den Tag legte:
- keine im Vertrieb wollte sie mehr betreuen, alle hatten vor mir das gleiche mit ihr durchgemacht, ich als Neue bekam sie dann aufs Auge gedrückt ... unwissend, was da auf mich zukommt
- es folgten von ihr: ständiges bevorzugt-werden-wollen - wenn das nicht klappte (ich hatte noch 9 andere HVs zu betreuen), ist sie sofort zur Firmenleitung und hat gelogen dass sich die Balken biegen / bitterböse emails an (und über) mich / Gebrüll und Beschimpfungen am Telefon / unzählige ungerechtfertigte Beschwerden und Lügen über mich (und meine angeblichen Fehler) gegenüber Kolleginnen, meinem Abteilungsleiter und der Firmenleitung
- das alles fast täglich ... irgendwann hatte ich Angst vor jeder Angebotsanforderung/Bestellung von ihr und bekam das große Zittern, wenn ihre Nummer auf dem Tel.-Display erschien (was ca. 10 Mal am Tag vorkam)
- keinerlei Hilfe durch die Firmenleitung - im Gegenteil. Im Nachhinein tauchten da auch Memos über mich in meiner Personalakte auf, die mir die Haare zu Berge stehen ließen ...
Mein Erfolg gegen diese Dame:
Schmerzensgeld 2.000,- Euro - allerdings auf dem Weg der Zivilklage, da sie ja nicht ebenfalls angestellt sondern als selbstständige Handelsvertreterin fürs Unternehmen tätig war und sich keine Scheinselbständigkeit nachweisen ließ. Uns wäre zunächst eigentlich lieber gewesen, beide Verursacher (Firmenleitung und Kollegin) in einer Sache vors Arbeitgericht zu bringen, aber so blieb uns nur der getrennte Weg.
Im Nachhinein ein Vorteil, weil sie mittlerweile nicht mehr für die Firma tätig war - so konnten meine Kolleginnen, die sie vor mir betreut hatten und immer noch in der Firma arbeiten, ohne Angst vor Auswirkungen auf den eigenen Arbeitsplatz aussagen.
Unterstützt wurde ich auch durch die Aussage meines ehemaligen Abteilungsleiters (er war inzwischen auch fristlos aus der Firma geflogen und hatte geklagt) und zwei weiterer ehemaligen Kolleginnen, die beide ebenfalls dort (kurz vor meinem Weggehen) gefeuert wurden. Alle haben meine Vorwürfe und ihre gleichen schlechten Erfahrungen mit dieser Frau bestätigt ... bei 6 Leuten, die alles das gleiche sagten, zig Beweis-emails, einem detailliert geführten Mobbing-Tagebuch, dem von der Firma ausgestellten sehr guten Zeugnis (darüber hatte ich gestaunt, aber da hatte der Abteilungsleiter 'helfendes Händchen' gespielt) und die ärztlichen Atteste haben ausgereicht, dass mir das Schmerzensgeld wie gefordert zugesprochen wurde.
Mein erster Erfolg gegen die Firmenleitung:
Die Firma musste 6.600 Euro Wiedereingliederungszuschuss, den sie für mich erhalten hatte, wieder ans Arbeitsamt zurückzahlen.
Durch nachträgliche Manipulationen (betreffend die Befristung des Arbeitsverhältnisses) an der meinem AG vorliegenden Arbeitsvertrags-Zweitschrift wollte sich die Firma gleich zwei Vorteile sichern: Erstens Anspruch auf den nicht geringen Zuschuss, zweitens: wäre ich nach Ablauf der Probezeit auch nur 1 weiteren Tag zur Arbeit erschienen, wäre ich für weitere 3 Monate für den gleichen (Probezeit-)Lohn an den Vertrag gebunden gewesen (und so nebenbei brauchte man fürs Vorweihnachtsgeschäft ja jeden Mann - vor allem, wenn er wie ich gleich 2 Arbeitsplätze machte). 1 Woche vor Ende der Probezeit hatte ich von dieser manipulierten Fassung erfahren und dies war dann eigentlich auch der Tropfen, der für mich das Fass zum Überlaufen brachte und weswegen ich dann auch meinen Arbeitgeber mit zig Termin-Aufträgen (die alle den Bach runtergingen, wie ich später erfuhr) von einem auf den anderen Tag sitzen ließ - ein kleines bisschen Rache hatte ich also auch da schon.
Zusammen mit der von ihm für einen AlG-Antrag ausgefüllten Arbeitgeber-Bescheinigung (trickreich ergattert) lautend auf 'Arbeitsverhältnis war befristet und endete zum...' habe ich das AA dann mit der Nase drauf gestoßen und diese haben den Zuschuss vom AG zurückgefordert. Zunächst kam Widerspruch vom AG mit der Behauptung, die Streichung sei erst nach meiner Unterschrift erfolgt und ich hätte gekündigt, weil mir die Arbeit nicht zugesagte (Lüge - ich hatte mich explizit sogar geweigert, eine Kündigung zu schreiben oder schriftlich zu erklären, dass ich an einer Weiterführung des Arbeitsverhältnisses nicht interessiert sei). Das AA hat dann das Vorverfahren nach dem Sozialgerichtsgesetz eröffnet und letztlich hat sich der AG dann geschlagen gegeben und den Zuschuss zurückgezahlt.
So, an dieser Stelle hatte ich dann eine Pause eingelegt. Die im Schriftwechsel mit meiner Anwältin geäußerten Vorwürfe und falschen Behauptungen seitens des AG hatten mich dazu gebracht, nur noch den Kopf in den Sand stecken und die ganze Geschichte vergessen zu wollen. Mir war nach 'endlich ist es vorbei – bloß nichts mehr hören und sehen davon'.
Aber das ändert nichts am morgendlichen Unwohlsein bei dem Gedanken, zur Arbeit zu müssen ... alle mit einer Mobbing-Geschichte werden das kennen: Man jobbt danach immer mit der Angst, es könne einem wieder so ergehen und man hat jegliches Vertrauen verloren.
Ohne den Rückhalt meines neuen Arbeitsumfelds und dem Zuspruch meiner jetzigen Kollegen/Kolleginnen hätte ich vielleicht auch nie mehr den Mumm gehabt, diesen Weg des gründlichen 'Aufräumens' mit der alten Geschichte zu gehen. Manchmal ist 'Rache' einfach nötig, um wieder da anknüpfen zu können, wo man vor der Misere war.
Und so geht die Geschichte gegen den AG dieses Jahr in die letzte Runde:
Klage auf Schadenersatz gegen den Arbeitgeber wurde Anfang des Jahres eingereicht. Die Kosten für die beiden Klagen meinerseits wurden/werden von der Rechtschutzversicherung übernommen.
HEUTE war nun Termin vor dem Arbeitsgericht 'zur Klärung des Sachverhalts und zur gütlichen Einigung'. Es war persönliches Erscheinen angeordnet, also nix mit Anwalt hinschicken und sich davor drücken ... kurz der Ausgang: Es wurde ein Versäumnisurteil in Höhe des geforderten Betrags gefällt - weil sich weder mein ehemaliger AG noch ein von ihm beauftragter Anwalt blicken ließ. Der Richter geht davon aus, dass mit Sicherheit Widerspruch eingelegt werden wird und ein neuer Termin folgen muss, aber zumindest hat der AG damit schon mal vor dem Richter Minuspunkte gesammelt. Die restliche Zeit (angesetzt war 1 h) konnten wir ungestört mit dem Richter schon mal seine Ansichten zum Fall ausloten und er hat mit uns auch ein paar allgemeine Dinge Mobbing betreffend diskutiert, die ich als Tipps hier auch gerne weitergeben möchte:
- grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Mobbing-Klage ist IMMER ein Mobbing-Tagebuch
- ärztliche Atteste haben nur geringen Beweiswert, da der Arzt in solchen Fällen aufgrund von Hören-sagen urteilt. Er kann zwar die Symptome feststellen, aber die Arbeitsplatz-Situation als Grund dafür kennt er nur aus den Schilderungen des Patienten - und der kann ja erzählen was ihm gerade einfällt
- im besten Fall schmeisst der AN wegen der Schikanen seinen Job fristlos und klagt dann aufgrund § 628 BGB auf Teilvergütung und Schadensersatz - hier sieht zumindest dieser Richter schon mal einen Nachweis, dass die Situation für den AN unerträglich gewesen sein muss und in der folgenden Verhandlung müssen die Hintergründe dazu eh aufgeklärt werden. Klare Aussage des Richters: Deswegen gibt es auch nur verhältnismäßig wenige wirkliche Mobbing-Klagen - das meiste in dieser Rubrik wird als solche reinen Schadenersatzforderungen nach diesem § 628 BGB verhandelt
- der Großteil der Mobbing-Fälle kommt ohnehin vor Gericht nie zur Sprache, weil solche Arbeitsverhältnisse fast immer mit der Flucht der Betroffenen aus dem Arbeitsverhältnis enden und diese einfach nur froh sind, da durch zu sein (da waren sich alle Anwesenden einig und ich hatte diese Phase ja auch)
- aus den Fällen, die dieser Richter schon verhandelt hat, hat er die Erfahrung mitgenommen, dass bislang jeder Betroffene im Verlauf des Prozesses vor dem Arbeitsgericht die komplette Mobbing-Situation noch mal durchgemacht hat - psychische und physische Auswirkungen bis hin zum wieder richtig krank sein ... darauf sollte man sich einstellen und evtl. psychologische Unterstützung nebenher nutzen
In meinem Fall nutzt mir das vorhergehende Urteil gegen die Kollegin leider scheinbar wenig. Auch wenn das Mobbing an sich bereits nachgewiesen wurde, muss vermutlich künftig noch der Beweis erbracht werden, dass der AG von alldem wusste und trotzdem nichts unternommen wurde. Aber nu warten wir mal ab, ob der AG Widerspruch gegen das Urteil einlegt - weiteres folgt dann hier.
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Suum cuique (Jedem das seine) "
-- Editiert von Schnuckelchen am 07.06.2006 17:54:57