Schadensersatz/Schmerzensgeld?

2. April 2015 Thema abonnieren
 Von 
RalfB96
Status:
Frischling
(5 Beiträge, 7x hilfreich)
Schadensersatz/Schmerzensgeld?

Ich bin in einer sehr angespannten Situation zur Zeit und würde gerne wissen wollen, ob eine Klage gegen meinen Vorgesetzten sinnvoll wäre.

Und zwar bin ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Promotion) mit einem 25,025 Stunden/Woche Vertrag angestellt. Mir stand von Anfang an keine Betreuung/Ansprechperson mit Erfahrung in denen mir gestellten Aufgaben zur Verfügung. Dennoch sollten Versuche im Labor durchgeführt und möglichst schnell Ergebnisse geliefert werden.

Diese (Tier-)Versuche wurden auf Drängen des Vorgesetzten ohne Tierversuchsantrag (der in Deutschland notwendig ist!) durchgeführt. Desweiteren ergaben sich, mangels Betreuung, keine verwertbaren Ergebnisse. Der Druck auf mich wurde stetig erhöht mehr und schneller Ergebnisse zu liefern.

Nebenbei wurden mir viele Aufgaben einer Sekretärin übertragen, da ich in der Arbeitsgruppe die einzige Person bin, die der deutschen Sprache mächtig ist. Dies beinhaltete unter Anderem das Aufsetzen von Schreiben zur Arbeitsvertragänderung eines Kollegen, Übersetzungsarbeiten, damit ein neuer Kollege seinen Arbeitsvertrag versteht etc.

Nicht selten bekomme ich auch weit nach Feierabend (zwischen 20 und 00 Uhr) auf meinen Privataccount Mails mit Aufgaben, die noch dringend zu erledigen seien.

Versuche, sich um eine Lösung der bestehenden Konflikte zu kümmern, wurden vom Vorgesetzten abgetan bzw. mir die Schuld in die Schuhe geschoben mit de Begründung, ich sei nicht engagiert genug.

Der ganze permanente Druck auf mich bei gleichzeitiger Hilflosigkeit mangels Betreuung/Hilfe bei den zu bewältigenden Aufgaben hat mich krank gemacht, sodass ich aufgrund von Depressionen 6 Wochen krank geschrieben war (eine Therapeutin bestätigte schriftlich, dass die Depression durch "Bossing" ausgelöst wurde) und nach dieser Zeit, entgegen des Rates des behandelnden Allgemeinmediziners, bin ich wieder zur Arbeit gegangen. Ich hoffte bei einem weiteren Gespräch um die Aufklärung der Situation.

In diesem Gespräch wurde mir dann vom Vorgesetzten wieder vorgeworfen, ich sei nicht engagiert genug und müsse eben ohne Hilfe auskommen bzw. wurde mir als "Betreuer" jemand zur Seite gestellt, der selber von den durchzuführenden Versuchen keine Ahnung hat, da er sie (oder auch nur ähnliche) selber noch nie durchgeführt hat. Ferner sollten mir feste Arbeitszeiten aufgezwungen werden: von 9 bis 17 Uhr. Weit über der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit von 5 Stunden am Tag also. All dies ist schriftlich fixiert und liegt mir vor.

Ich habe am Tag danach direkt die Kündigung eingereicht, da meine Situation in diesem Umfeld sich verschlechtert und nicht mehr tragbar ist. Am schlimmsten ist jedoch, dass ich mittlerweile Panikattacken bekomme wenn ich nur daran denke, jemals wieder in meinem erlernten Beruf (immerhin 5 Jahre Studium, Abschluss mit Einserschnitt) zu arbeiten und mir nun etwas völlig Neues suchen muss. Meine Karriere ist zerstört.

Eine Klage gegen den Vorgesetzten wird mich zwar nicht "heilen", aber bei Erfolg meine nun finanzielle Notsituation mindern (ohne Job und ohne die Möglichkeit in seinem erlernten Job derzeit zu arbeiten besteht die reelle Gefahr für mich, in die Armut abzurutschen). Daher meine Frage an einen Experten: wenn schwarz auf weiß die Überstundenforderung, sowie das Nicht-Beantworten auf meine ausführlichen Mails mit Bitte um Änderung der Situation (vor allem Betreuung und den nicht vorhandenen Tierversuchsantrag) vorliegen, hätte man eine Chance auf Schadensersatz oder Schmerzensgeld?

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12 Antworten
Sortierung:
#1
 Von 
amako
Status:
Student
(2566 Beiträge, 1412x hilfreich)

Hallo,
ich denke nicht, dass du hier irgend eine Chance hast etwas heraus zu schlagen. Deine eigene Kündigung kannst du niemandem vorwerfen. Viel mehr hättest du dich gegen die unberechtigten Forderungen des Arbeitgebers wehren können und evtl. Anzeige wegen der ungesetzlichen Tierversuche stellen können.
Gruß
Andreas

Signatur:

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5x Hilfreiche Antwort

#2
 Von 
asd1971
Status:
Student
(2594 Beiträge, 994x hilfreich)

Wenn ich sowas lese, frage ich mich durchaus, ob es hierbei um einen Akademiker handelt;

Dies gilt gleichwohl, dass man Tierversuche nicht ohne Antrag durchführen darf; wieso haben Sie überhaupt dann die Tierversuche gemacht? Dies wäre eigentlich eine Angelegenheit an die entsprechenden Stellen sich zu weden.

3x Hilfreiche Antwort

#3
 Von 
RalfB96
Status:
Frischling
(5 Beiträge, 7x hilfreich)

Zitat (von asd1971):
Wenn ich sowas lese, frage ich mich durchaus, ob es hierbei um einen Akademiker handelt;
Dies gilt gleichwohl, dass man Tierversuche nicht ohne Antrag durchführen darf; wieso haben Sie überhaupt dann die Tierversuche gemacht? Dies wäre eigentlich eine Angelegenheit an die entsprechenden Stellen sich zu weden.


Ich bin an entsprechende Stellen vor Monaten herangetreten. So lange mit den durch die Versuche gewonnenen Daten nicht publiziert wurde, handelt es sich aber wohl um eine "Grauzone", in der gebilligt wird, dass noch kein Antrag vorliegt, um die Versuchsdurchführung nicht bürokratisch zu verzögern. Gebilligt heißt nur nicht erlaubt. Wie auch immer: Arbeitsverweigerung war keine Option bei dem Druck, der hier ausgeübt wird.

3x Hilfreiche Antwort

#4
 Von 
HeHe
Status:
Richter
(8412 Beiträge, 3774x hilfreich)



Arbeitsüberlastung kann psychisch krank machen, aber Mobbing sehe ich hier nicht:
Mobbing/Bossing äußert sich durch Kompetenzentzug , Zuteilung sinnloser Arbeitsaufgaben, soziale Isolierung (Meiden und Ausgrenzen), Angriffe auf die Person und ihre Privatsphäre (Lächerlichmachen), verbale Gewalt (Drohung oder Demütigung), Androhung oder Ausübung körperlicher Gewalt und Verbreitung von Gerüchten.

Zitat:
Mir stand von Anfang an keine Betreuung/Ansprechperson mit Erfahrung in denen mir gestellten Aufgaben zur Verfügung. Dennoch sollten Versuche im Labor durchgeführt und möglichst schnell Ergebnisse geliefert werden. ………… Desweiteren ergaben sich, mangels Betreuung, keine verwertbaren Ergebnisse. Der Druck auf mich wurde stetig erhöht mehr und schneller Ergebnisse zu liefern.


Das verlangen viele Arbeitgeber. Einen „Paten" zur Einführung muss der AG nicht stellen. Überfordert er seine AN oder sind die Arbeitsumstände so, dass die Qualität leidet, trifft es über kurz oder lang das Unternehmen.

Zitat:
Nebenbei wurden mir viele Aufgaben einer Sekretärin übertragen, da ich in der Arbeitsgruppe die einzige Person bin, die der deutschen Sprache mächtig ist. …….


Grundsätzlich musst du nur das tun und solange arbeiten wie es vertraglich vereinbart ist. Die Pflicht, in der Freizeit in den Privat-Mailaccount zu sehen, hast du auch nicht.

Zitat:
Ferner sollten mir feste Arbeitszeiten aufgezwungen werden: von 9 bis 17 Uhr. Weit über der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit von 5 Stunden am Tag also. All dies ist schriftlich fixiert und liegt mir vor.


Einfach nicht unterschreiben!!

Zitat:

Ich habe am Tag danach direkt die Kündigung eingereicht, da meine Situation in diesem Umfeld sich verschlechtert und nicht mehr tragbar ist. Am schlimmsten ist jedoch, dass ich mittlerweile Panikattacken bekomme wenn ich nur daran denke, jemals wieder in meinem erlernten Beruf (immerhin 5 Jahre Studium, Abschluss mit Einserschnitt) zu arbeiten und mir nun etwas völlig Neues suchen muss. Meine Karriere ist zerstört.


Die Kündigung war der richtige Weg. Wie lange warst du dort beschäftigt??

2x Hilfreiche Antwort

#5
 Von 
wirdwerden
Status:
Unbeschreiblich
(38476 Beiträge, 14009x hilfreich)

Arbeitsrecht hat doch mit möglicherweise unberechtigten Tierversuchen gar nichts zu tun.

Fakt ist schlicht und ergreifend, dass der TE und sein Arbeitgeber nicht miteinander harmonierten. Ersterer hat gekündigt, und damit ist die Sache erledigt. Wenn er sich nur im Ansatz die Mühe gemacht hätte, hier mal nachzuschauen, was es für Threads hinsichtlich Schmerzensgeld/Arbeitgeber gibt, dann hätte er gewusst, wo er steht. Und dasselbe gilt doch für Schadensersatz.

wirdwerden

4x Hilfreiche Antwort

#6
 Von 
amako
Status:
Student
(2566 Beiträge, 1412x hilfreich)

Hallo,

Zitat:
Arbeitsrecht hat doch mit möglicherweise unberechtigten Tierversuchen gar nichts zu tun

Wenn ich mit Aufgaben betraut werde, deren Legalität ich anzweifele schon, aber das wäre aber zu klären gewesen.
Gruß
Andreas

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4x Hilfreiche Antwort

#7
 Von 
drkabo
Status:
Weiser
(16548 Beiträge, 9315x hilfreich)


Also ehrlich gesagt ging mir beim Lesen des Ausgangsbeitrags die Hutschnur hoch.

Der Fragesteller sitzt auf einer Promotionsstelle. D.h. er hat ein abgeschlosseses Studium (Diplom, Master, Staatsexamen) und strebt jetzt einen "Dr." an.
Und das Hauptproblem ist ganz offensichtlich nicht rechtlicher Natur, sondern, dass der Fragesteller trotz Studium völlig falsche Vorstellungen von dem hatte, was eine Promotion bedeutet.

Zitat:
Mir stand von Anfang an keine Betreuung/Ansprechperson mit Erfahrung in denen mir gestellten Aufgaben zur Verfügung. Dennoch sollten Versuche im Labor durchgeführt und möglichst schnell Ergebnisse geliefert werden.

Eine Promotion ist der Nachweis, selbständig eine wissenschaftliche Fragestellung zu bearbeiten und dabei (Forschungs-)Ergebnisse zu liefern. Damit geht eine Promotion in Sachen Selbständigkeit deutlich über das Anforderungsniveau einer Diplom-/Masterarbeit hinaus. Wer bei einer Promotion ständig Betreuung braucht, hat den Sinn einer Promotion nicht verstanden und (ehrlich gesagt) eine Promotion nicht verdient.

Zitat:
Dennoch sollten Versuche im Labor durchgeführt und möglichst schnell Ergebnisse geliefert werden.

Willkommen im Leben der Wissenschafts-Elite. Als Spitzenkraft (und dazu zählt man ja als angehender "Dr.") muss man Druck aushalten können. Gerade das ist ja auch da, was man im späteren Arbeitsleben braucht. Ein späterer Arbeitgeber stellt einen "Dr." ja auch deshalb an, weil das Bestehen einer Promotion beweist, dass man belastbar und stressresistent ist.

Zitat:
Diese (Tier-)Versuche wurden auf Drängen des Vorgesetzten ohne Tierversuchsantrag (der in Deutschland notwendig ist!) durchgeführt.

Tierversuche zu Aus-/Fort-/Weiterbildung müssen aber nicht immer beantragt werden, sondern oft nur gemeldet werden. (§8a TierSchG ).

Zitat:
Ferner sollten mir feste Arbeitszeiten aufgezwungen werden: von 9 bis 17 Uhr. Weit über der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit von 5 Stunden am Tag also. All dies ist schriftlich fixiert und liegt mir vor.

Bei einer Promotionsstelle ist es völlig üblich, dass 50% der Zeit als bezahlte Zeit für den Lehrstuhl angesehen werden und 50% der Zeit als unbezahlte Arbeit an der eigenen Promotion. D.h. man arbeitet praktisch Vollzeit, bekommt aber nur 50% Bezahlung in Geld (womit z.B. die allgemeinen "Sekreträrinnen-Aufgaben" oder die Betreuung von Studenten abgedeckt sind) während die andere Hälfte durch die Promotion abgedeckt ist.
Wenn der Fragesteller das nicht wusste, dann frage ich mich, wie er durchs Studium gekommen ist.

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Für alle meine Beiträge gilt §675(2) BGB.

3x Hilfreiche Antwort

#8
 Von 
RalfB96
Status:
Frischling
(5 Beiträge, 7x hilfreich)

Zitat (von drkabo):
Also ehrlich gesagt ging mir beim Lesen des Ausgangsbeitrags die Hutschnur hoch.

Der Fragesteller sitzt auf einer Promotionsstelle. D.h. er hat ein abgeschlosseses Studium (Diplom, Master, Staatsexamen) und strebt jetzt einen "Dr." an.
Und das Hauptproblem ist ganz offensichtlich nicht rechtlicher Natur, sondern, dass der Fragesteller trotz Studium völlig falsche Vorstellungen von dem hatte, was eine Promotion bedeutet.

Zitat:Mir stand von Anfang an keine Betreuung/Ansprechperson mit Erfahrung in denen mir gestellten Aufgaben zur Verfügung. Dennoch sollten Versuche im Labor durchgeführt und möglichst schnell Ergebnisse geliefert werden.
Eine Promotion ist der Nachweis, selbständig eine wissenschaftliche Fragestellung zu bearbeiten und dabei (Forschungs-)Ergebnisse zu liefern. Damit geht eine Promotion in Sachen Selbständigkeit deutlich über das Anforderungsniveau einer Diplom-/Masterarbeit hinaus. Wer bei einer Promotion ständig Betreuung braucht, hat den Sinn einer Promotion nicht verstanden und (ehrlich gesagt) eine Promotion nicht verdient.

Zitat: Dennoch sollten Versuche im Labor durchgeführt und möglichst schnell Ergebnisse geliefert werden.
Willkommen im Leben der Wissenschafts-Elite. Als Spitzenkraft (und dazu zählt man ja als angehender "Dr.") muss man Druck aushalten können. Gerade das ist ja auch da, was man im späteren Arbeitsleben braucht. Ein späterer Arbeitgeber stellt einen "Dr." ja auch deshalb an, weil das Bestehen einer Promotion beweist, dass man belastbar und stressresistent ist.

Zitat:Diese (Tier-)Versuche wurden auf Drängen des Vorgesetzten ohne Tierversuchsantrag (der in Deutschland notwendig ist!) durchgeführt.
Tierversuche zu Aus-/Fort-/Weiterbildung müssen aber nicht immer beantragt werden, sondern oft nur gemeldet werden. (§8a TierSchG ).

Zitat:Ferner sollten mir feste Arbeitszeiten aufgezwungen werden: von 9 bis 17 Uhr. Weit über der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit von 5 Stunden am Tag also. All dies ist schriftlich fixiert und liegt mir vor.
Bei einer Promotionsstelle ist es völlig üblich, dass 50% der Zeit als bezahlte Zeit für den Lehrstuhl angesehen werden und 50% der Zeit als unbezahlte Arbeit an der eigenen Promotion. D.h. man arbeitet praktisch Vollzeit, bekommt aber nur 50% Bezahlung in Geld (womit z.B. die allgemeinen "Sekreträrinnen-Aufgaben" oder die Betreuung von Studenten abgedeckt sind) während die andere Hälfte durch die Promotion abgedeckt ist.
Wenn der Fragesteller das nicht wusste, dann frage ich mich, wie er durchs Studium gekommen ist.


Also da muss ich nun doch noch einmal drauf eingehen, da Ihre Antwort an Frechheit nicht zu übertreffen ist.

Es ging nicht um dauerhafte Betreuung im Sinne von Händchenhalten. Meine Bachlor- und Masterarbeit habe ich selbstständig sehr gut abgabgeschlossen. Aber ohne Versuchsprotokolle, ohne Einweisung in das Labor und wo das benötigte Material steht, ohne bei Fragen zu auftretenden Problemen einen Ansprechpartner zu haben, ist es schlicht und ergreifendergreifend unmöglich zu arbeiten. Es gibt auch nicht umsonst die Hochschulordnung zur "Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" in der eindeutig steht, dass bei einer Promotion ein kompetenter Ansprechpartner/Betreuer im Labor anwesend sein muss.

Und was die Arbeitszeiten angeht: so lange es mich weiter bringt, habe ich kein Problem damit länger zu bleiben. Freiwillig. Aber ich bin zu nichts gezwungen, was nicht in meinem Arbeitsvertrag vermerkt ist. Da gehören Sekretärinnenaufgaben schon mal gar nicht zu, da ich als "wissenschaftlicher Mitarbeiter" mit klar im Vertrag definierten Aufgaben angestellt bin. Übrigens wurde eine Promotion mangels vorhandenem Betreuer nie offiziell angemeldet. Es bleib beim Arbeitsvertrag als billige Arbeitskraft.

Wenn Sie der Meinung sind, das schlechte Behandlung, offensichtliche Verstöße gegen die Hochschulordnung und zwangsweise Überstunden normal seien, dann geht mir die Hutschnur hoch und es wundert nicht mehr, dass wir überhaupt bei einem so menschenverachtenden System angelangen konnten.

-- Editiert von RalfB96 am 02.04.2015 11:25

3x Hilfreiche Antwort

#9
 Von 
drkabo
Status:
Weiser
(16548 Beiträge, 9315x hilfreich)

Zitat:
Aber ich bin zu nichts gezwungen, was nicht in meinem Arbeitsvertrag vermerkt ist

Stimmt.
Die Promotion steht nicht im Arbeitsvertrag. Also 19,25 Stunden vertragliche Arbeit, die nichts mit der Promotion zu tun hat. Die Promotion ist freiwillig und in der darüber hinaus gehenden Zeit voranzutreiben.

Aber ich sehe:
Eine Promotion ist auch nicht mehr das was es mal war.

Die Erwartungshaltung der Studierenden in Watte gepackt zu werden begann mit der Umstellung auf das Bachelor-/Mastersystem. Jetzt haben wir den Salat.

Früher war es selbstverständlich, dass man sich zur Promotion durchkämpfen musste. Dafür hieß es, wer eine Promotion schafft (zumindest im naturwissenschaftlichen Bereich), der schafft auch jede andere Herausforderung im späteren (Berufs-)Leben.
Und rückblickend muss ich sagen: Ja, das sind wahre Worte.

Der Sinn einer Promotion sind nicht irgendwelche wissenschaftlichen Leistungen.
Der Sinn einer Promotion ist, dass man folgende Sachen lernt:
Selbständigkeit,
Belastbarkeit,
Frustrationstoleranz,
Selbstbehauptung,
Flexibilität,
die Fähigkeit aus Fehlern und Niederlagen zu lernen,
die Fähigkeit, das Privatleben bei Bedarf dem Beruf unterordnen zu können,
die Fähigkeit auch aus Misserfolgen noch etwas positives zu gewinnen
usw.
Und genau deshalb werden promovierte Bewerber in der Industrie angestellt.
Das sind übrigens nicht meine Worte, sondern die Worte eines Vorstandsmitglieds eines deutschen Top-Konzerns mit Milliardenumsatz.

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3x Hilfreiche Antwort

#10
 Von 
guest-12330.08.2015 11:38:25
Status:
Lehrling
(1436 Beiträge, 561x hilfreich)

Zitat (von drkabo):
die Worte eines Vorstandsmitglieds eines deutschen Top-Konzerns mit Milliardenumsatz.


Wie heißt dieser gute Mann, der offensichtlich selbst all diese Eigenschaften in sich vereint?

2x Hilfreiche Antwort

#11
 Von 
drkabo
Status:
Weiser
(16548 Beiträge, 9315x hilfreich)

Zitat:
Wie heißt dieser gute Mann, der offensichtlich selbst all diese Eigenschaften in sich vereint?

Möchte ich nicht öffentlich nennen - zumal ich nicht weiß, ob es Ihm (und seinem Konzern) recht wäre, hier genannt zu werden.
Aber dass er diese Eigenschaften in sich vereint, kann ich bestätigen. Aber das tut eigentlich jeder, der im naturwissenschaftlichen Bereich promoviert hat (zumindest diejenigen, die das vor Beginn des Bologna-Prozesses getan haben).
Der gute Mann dürfte mittlerweile im verdienten Ruhestand sein, hat aber zu meiner Universitätszeit - die zugegebenermaßen schon etwas her ist - nebenbei (als Honorarprofessor) Vorlesungen gehalten.
Und das Interessante waren weniger die Inhalte seiner Vorlesungen, sondern das was er aus der Industrie erzählt hat. Und vor allem was er darüber erzählt hat, was von der Universitätsausbildung für die Industrie wichtig ist.
("Uns interessiert, dass Sie mit einer Promotion gezeigt haben, dass Sie selbständig, zielorientiert und erfolgreich arbeiten können. Das genaue Thema Ihrer Dissertation interessiert uns nur am Rande.")

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3x Hilfreiche Antwort

#12
 Von 
wirdwerden
Status:
Unbeschreiblich
(38476 Beiträge, 14009x hilfreich)

Ach @ drkabo: Du schreibst einer alten (promovierten!) Personalerin aus der Seele. Ich schätze an den Promovierten noch, dass sie selbständig arbeiten können, sich auch in unbekannte Gebiete einarbeiten können, ihren Arbeitsplatz in der Regel besser organisieren und häufig auch zielorientierter arbeiten. Das Thema der Arbeit ist mir eigentlich immer ziemlich wurscht, einfach, weil gerade in Naturwissenschaften die Arbeit nach ein paar Jahren ohnehin Altpapier ist. Aber, der Rest bleibt.

wirdwerden

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