Guten Tag liebes Forum,
Bekannte von mir und ich selbst arbeiten als Zeitungszusteller.
Seit einigen Monaten müssen wir zusätzlich zu den Tageszeitungen wöchentlich, 2-wöchentlich und monatlich erscheinende Zeitschriften verteilen (TV, Bild der Frau, Gartenfreund etc.).
Angekündigt wurde diese Mehrarbeit mit der Mitteilung, dass nach Einführung diese Mehrarbeit angemessen vergütet wird. So steht es zudem im Arbeitsvertrag.
Bei meinen Bekannten macht diese Mehrarbeit ca 20% vom bisherigen Volumen aus.
Nun haben wir besagte Mitteilung erhalten. Demnach wird quasi jedem ca. 10% von der bisherigen täglichen Sollarbeitszeit abgezogen, gem. Analyse eines GEOInformationsdienstes.
Tatsächlich arbeiten wir aber täglich mindestens 20 Minuten länger.
Damit unterwandert das Unternehmen den seit 2016 für uns Zusteller nur schrittweise eingeführten Mindestlohn und bringt uns zurück auf Gehaltsniveau 2017. Durch Arbeitszeitreduzierung mittels unprüfbaren "Analysen" eines GeoDienstes, welcher vermutlich mit unmöglichen Vorgaben gefüttert wurde.
Mit dieser Begründung von mir abgelehnt, ich unterschrieb nicht und erhielt ohne große Diskussion angemessene Mehr-Entlohnung.
Meine Kollegen unterschrieben und verlieren je ca. € 80,-/Monat.
O-Ton: "was sollten wir denn machen, die haben das ja so ausgerechnet"
Sie arbeiten dort seit 20 Jahren, keine Ausbildung, haben Angst um den Job, nie wieder Arbeit zu finden, Harz4, unwissend, unsicher etc.)
Kann man der voreilig unterschriebenen "Mitteilung" noch widersprechen? Falls ja - gibt es da Fristen?
Bei dem Gespräch darüber teilten diese Kollegen mir zudem mit, dass ihnen bereits vergangenes Jahr die Kilometerpauschale gestrichen wurde ( Fahrrad, € 0.05/km, ca 20-25km täglich ). Mit der Begründung "sie können ja offenbar nicht mitteilen, wieviele km sie pro Tag fahren, also gibts auch nix". Das ist Quark, dieser Geo-Dienst wusste das bei mir letztes Jahr auf 100 Meter genau.
Kilometergeld sind immerhin ca. € 250,- im Jahr. Für einen Geringverdiener, der jobbedingt fast jährlich ein neues Fahrrad braucht, auch viel Geld.
Geld für einen Anwalt haben meine Kollegen nicht, haben auch Angst davor und sind einfach komplett unbewaffnet, sich gegen unseren Arbeitgeber zu wehren.
Ich würde ihnen gerne helfen evt doch noch zu ihrem Recht zu kommen und wäre für Ihre Antworten sehr dankbar.
Dankbare Grüße
Anja
PS: der Arbeitsvertrag gibt vor, dass Tageszeitungen bis 6:00 morgens zugestellt werden müssen. Die hinzugekommenen Zeitschriften müssen im Anschluss verteilt werden. Vermutlich, um den 25%tigen Nachtzuschlag für die Zeitschriften zu sparen. So muss die Tour also doppelt gefahren werden. Die neuen reduzierten Arbeitszeiten der unterschriebenen Mitteilung sind da einfach widersinnig.
-- Editiert von AnMoe am 07.08.2020 14:48
-- Editiert von AnMoe am 07.08.2020 14:55
vorschnell Änderung zum Arbeitsvertrag unterschrieben
Arbeitsrechtlicher Notfall?
Arbeitsrechtlicher Notfall?
Geld für einen Anwalt auszugeben, ist im Arbeitsrecht eigentlich unnötig oder eben der Preis dafür, dass man es nicht selbst anpacken mag. Anwälte wollen Geld und das kommt selbst bei einem gewonnenen Prozess nicht wieder rein.
Hier im Lande gibt es weitgehend Vertragsfreiheit - und niemand ist gehindert, einen für sich unvorteilhaften Vertrag zu machen. Dass Leute uninformiert sind und 'Angst' haben macht die Sache nicht besser, stellt aber keine Gründe, dass die eigene Unterschrift nicht gelten soll. Sich nicht rechtzeitig zu informieren und hinterher zu jammern ... nun, ja - wie heißt es doch: Durch Schaden klug werden.
Kann man der voreilig unterschriebenen "Mitteilung" noch widersprechen? Der Mindestlohn ist unabdingbar. Insofern - ja. Mich wundert nur, dass die "ängstlichen, unsicheren Kollegen" plötzlich vor das Arbeitsgericht wollen - denn das werden sie in dem Fall müssen...
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Vielen Dank für die Antworten...
Meine lieben gutgläubigen Kollegen gehen sicher nicht vor Gericht.
Und durch den entstandenen Schaden werden sie nicht klüger.
Erst im Gespräch mit mir haben sie begriffen, dass sie übervorteilt wurden. Diesmal.
Den Mindestlohn unterschreitet es tatsächlich heute nicht, da der Arbeitgeber vorausschauend schon 2016 das damalige Entgelt in Stunden Zeitaufwand je Tour in den Verträgen ergänzt hat. Da standen dann plötzlich fiktive 1,75 Std Zeitaufwand für eine Tour, die man in 1Std erledigt hat.
Allerdings, der Stücklohn je Zeitung reduziert sich nun von ca 23cent auf 17cent.
Also Unterwanderung des MiLoG, bzw Anpassung der "hohen Gehälter" an Mindestlohn durch unbezahlte Mehrarbeit und Vorgabe dubioser EDV-Analysen. Kann man nennen wie man will und ist einfach 'ne Frechheit. Und es trifft (wie so oft) die, die sich nicht wehren können. Der Arbeitgeber hat nebenbei 3.800 Zusteller laufen und sein Ziel sicher bei 80% der Leute erreicht. Bodenlos.
Nochmal Danke für die Antworten. Hatte mir etwas Argumentationshilfe für den Widerrufversuch erhofft, aber gut, bekomme ich vllt auch alleine hin.
Was für einen Widerruf? Es gibt einen Vertrag, dieser ist von beiden Seiten zu erfüllen. Solange dieser Vertrag nicht gegen geltendes Recht verstößt bleibt nur die Kündigung wenn man das so nicht hinnehmen möchte.
ZitatHatte mir etwas Argumentationshilfe für den Widerrufversuch erhofft, :
Für einen Widerruf benötigt man eine Rechtsgrundlage. Da die hier nicht mal ansatzweise erkennbar ist, kann man formulieren was man will, es wird wirkungslos verpuffen.
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