Ins Leere laufende Rechnungen nach Kündigung verursachen Inkasso

24. Mai 2018 Thema abonnieren
 Von 
NaiverDoktor
Status:
Frischling
(10 Beiträge, 0x hilfreich)
Ins Leere laufende Rechnungen nach Kündigung verursachen Inkasso

Hallo liebe Forenmitglieder,

ich möchte gerne Eure Meinung zur folgenden hypothetischen Geschichte haben.

Gegenwart: Ein Inkassounternehmen schreibt einem Kunden und fordert mehrere Monatsbeiträge für Vertrag plus Inkassogebühren für Bearbeitung, Adressermittlung etc.

Wie es dazu gekommen sein könnte:

Ca. Mitte 2017: Ein Kunde hat einen Vertrag bei einem Unternehmen. Aufgrund bevorstehender Obdachlosigkeit sucht der Kunde Rat bei seinem Freund, der für dieses Unternehmen arbeitet. Der Freund rät zu einer außerordentlichen Kündigung aufgrund der Obdachlosigkeit, sagt, dass diese zu sofort gültig sei und er diese fertig machen würde und die Adresse seiner Arbeitsstelle (Shop des Unternehmens) als Adresse für weiteren Briefverkehr angeben würde. Nach einiger Zeit erkundigt sich der Kunde bei seinem Freund, ob die Kündigung durch sei. Der Freund schaut im System des Unternehmens nach und bestätigt dieses. Für den Kunden ist der Vorgang damit erledigt.

Zurück in der Gegenwart: Nach vielen Telefonaten kommt der Kunde an folgende Informationen: Das Unternehmen bestätigte zwar die außerordentliche Kündigung Mitte 2017 aufgrund der bevorstehenden Obdachlosigkeit. Jedoch kündigte man den Vertrag nicht zu sofort, sondern nahm sein Recht in Anspruch weitere 3 Monate die Gebühren aus dem Vertrag zu berechnen. Das Problem dabei ist, dass die Rechnungen und Mahnungen weiterhin an die alte Adresse geschickt wurden - nicht an die neue Adresse, die bei Kündigung hinterlegt wurde, so dass der Kunde keine Kenntnis davon hatte.

Das Inkasso Unternehmen behauptet, es würde keine Kündigung vorliegen und der Kunde möchte doch bitte Nachweise vorlegen. Diese Nachweise verwaltete der Freund des Kunden. Dieser Freund arbeitet mittlerweile nicht mehr bei besagtem Unternehmen und hat keinen Zugriff mehr auf die Unterlagen. Weitere Nachfragen bei dem Unternehmen verliefen im Sande - diese verweisen den Kunden an das Inkassobüro als Ansprechpartner.

Der Kunde bestreitet nicht die Hauptforderung des Unternehmens und ist zur Zahlung bereit. Die Inkassogebühren, die dann später aufgrund eines Fehlers innerhalb des Unternehmens entstanden sind, möchte er jedoch nicht tragen.

Wie verhält sich der Kunde also am besten gegenüber des Inkassobüros, in dem Wissen, dass der Kündigungsvorgang korrekt durchgeführt wurde - dieses auch im System des Unternehmens vermerkt ist - er dieses aber nicht nachweisen kann?

Post vom Inkassobüro?

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8 Antworten
Sortierung:
#1
 Von 
Mr.Cool
Status:
Richter
(8429 Beiträge, 3449x hilfreich)

Da ist ein Widerspruch:

Zitat:
Jedoch kündigte man den Vertrag nicht zu sofort, sondern nahm sein Recht in Anspruch weitere 3 Monate die Gebühren aus dem Vertrag zu berechnen.
zu
Zitat:
Das Inkasso Unternehmen behauptet, es würde keine Kündigung vorliegen und der Kunde möchte doch bitte Nachweise vorlegen.
Es kann nur eine Aussage stimmen.
Außerdem ist es zweifelhaft, das ein DSL-Anbieter ohne Nachweis die 3-Monatsfrist einräumt. Eine "bevorstehender Obdachlosigkeit " kann jeder behaupten.

Zuerst wäre also zu klären welche Version stimmt und nur im Falle, das NUR 3 Monate gefordert werden, diese Zahlung zweckgebunden entrichten.

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Vernunft ist wichtiger als Paragraphen

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#2
 Von 
NaiverDoktor
Status:
Frischling
(10 Beiträge, 0x hilfreich)

Erstmal vielen Dank für die schnelle Antwort, Mr. Cool!

Es ist nicht strittig (edit: für das Unternehmen und mich), dass der Vertrag außerordentlich mit 3 Monaten Frist gekündigt und auch bestätigt wurde. Ich hatte bei dem Unternehmen eine nette Dame am Telefon, die mir sagen konnte, wann meine Kündigung dort einging und auch zu wann mir die außerordentliche Kündigung bestätigt wurde. Auf die Frage, warum man nicht die neu hinterlegte Adresse nutzte, wusste sie keine Antwort. Dann stolperte sie darüber, dass der Vorgang beim Inkasso Büro vorliegt und gab mir keine weitere Auskunft mehr.

Im Endeffekt ist meine aktuelle Zwickmühle die Folgende: Das Unternehmen, das mir die Unterlagen, wie Kündigungsbestätigung, Rechnungen, Mahnungen etc. erneut zusenden könnte, verweigert mir dieses, weil der Vorgang beim Inkasso Büro liegt. Das Inkasso Büro besteht weiterhin auf die Forderung und weigert sich mit dem eigentlichen Gläubiger zu reden, weil ich denen die Kündigung nicht nachweisen kann. Wenn die Beiden untereinander kommunizieren würden, wäre schon mal dieses Problem gelöst. Wenn da jemand eine Ahnung hat, wie ich das bewerkstelligen kann, wäre ich dankbar.

Der nächste Schritt muss dann sein, zu prüfen, warum alle Zahlungsaufforderungen weiterhin an meine alte Adresse gesandt wurden und nicht an die bei Kündigung hinterlegte Anschrift.

Nochmals: Es geht mir nicht darum, mich vor den Zahlungen aus dem Vertrag zu drücken. Sondern darum, dass das Unternehmen die offenen Rechnungen an eine falsche Adresse versandt hat und dadurch immense Inkasso Gebühren angefallen sind, die ich nicht zu zahlen bereit bin.

-- Editiert von NaiverDoktor am 24.05.2018 21:53

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#3
 Von 
Mr.Cool
Status:
Richter
(8429 Beiträge, 3449x hilfreich)

Dann lasse Dir die Rechnungskopien senden und überweise 3 Monate + angebrochenen Monat + 5€ direkt an den Provider = erledigt!

Das Inkasso ignorierst Du oder verweist einmalig an den Rechtsweg. Wenn nur die 3 Monate in den Rechnungen stehen, dann bekommst Du indirekt eine Kündigungsbestätigung. Keine Telefonate oder unbedachten Äußerungen gegenüber Inkasso!

Signatur:

Vernunft ist wichtiger als Paragraphen

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#4
 Von 
mepeisen
Status:
Unsterblich
(24959 Beiträge, 16169x hilfreich)

Um was für ein Unternehmen/ um was für einen Vertrag geht es? Internet/Telefon? Ich nehme es mal an. Wenn ja, ist das mit Blick aufs TKG durchaus denkbar. "Umzug in die Obdachlosigkeit"?!?!? Allerdings schuldet man dann 3 Monatsgebühren als Schadensersatz. Einfach so ab sofort ist die Kündigung nicht wirksam.
Soweit so gut und richtig.

Zitat:
Das Problem dabei ist, dass die Rechnungen und Mahnungen weiterhin an die alte Adresse geschickt wurden - nicht an die neue Adresse, die bei Kündigung hinterlegt wurde, so dass der Kunde keine Kenntnis davon hatte.

Nicht das Problem des Kunden. Wenn das Schreiben eindeutig formuliert war und die Adresse im Kündigungsschreiben benannt wurde, ist das ganz alleine ein Problem des Anbieters. Er kann nicht einerseits den Brief umsetzen (die Kündigung akzeptieren), andererseits den Brief ignorieren (hinsichtlich neuer Adresse).

Zitat:
Der Kunde bestreitet nicht die Hauptforderung des Unternehmens und ist zur Zahlung bereit.

Dann ganz pragmatisch: Diese 3 Monatsgebühren bezahlen, zweckgebunden und dem Rest mangels Verzug widersprechen.

Ich würde das so formulieren: "Wertes Inkasso. Nach telefonischer Auskunft ihrer Mandantin liegen Ihnen nicht nur alle Nachweise vor, es ist Ihnen auch ersichtlich, dass sowohl die außerordentliche Kündigung einging, als auch die neue Adresse bekannt gegeben wurde, unter der ich erreichbar gewesen wäre. Sie können sich sicher sein, dass ich im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung einen qualifizierten Zeugen mit Einblick in das System ihrer Mandantin benennen werde, der ihre Leugnung der Kündigung als Lüge enttarnen wird. Insofern habe ich die 3 Monatsgebühren, die ihrer Mandantin als Schadensersatz zustehen, sowie den angebrochenen Monat ohne Anerkenntnis einer Rechtspflicht bezahlt. Mehr Geld gibt es mangels Verzug ohnehin nicht. Ich stelle in Aussicht, Strafanzeige wegen verdacht des gewerblichen Betruges zu erstatten, sowie den Fall dem Aufsichtsgericht zu melden, wenn Sie mich nicht in Ruhe lassen. Suchen Sie sich andere Opfer, die sie abzocken können."

Bei manchen Inkassos kommt man nur mit solch deutlichen Worten weiter.

Achja: Ich würde mit dem Freund sprechen und mir für alle Fälle eine schriftliche Zeugenaussage geben lassen, da man für ein Gerichtsverfahren vorbereitet sein will. Da er nicht mehr dort arbeitet, dürfte für ihn das OK sein. Die Aussage kann in zwei Sätzen bestehen: "Habe dort bis XX gearbeitet. ich bestätige, dass ich persönlich durch Einblick ins System festgestellt habe, dass die Kündigung angekommen ist, umgesetzt wurde und dass die neue Adresse somit ebenfalls hätte bekannt sein müssen und die Post damit über mich an meinen obdachlos gewordenen Freund hätte zugestellt werden können."

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Mitglied im AK Inkassowatch. Anfragen per PM. Meine Beiträge stellen keine Rechtsberatung dar. Siche

1x Hilfreiche Antwort

#5
 Von 
NaiverDoktor
Status:
Frischling
(10 Beiträge, 0x hilfreich)

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort und das allgemeine Engagement hier, mepeisen!

Ja, es handelte sich um einen Kabelvertrag. Mittlerweile bin ich auch etwas schlauer. Ich bat meinen Freund nämlich nochmals zu prüfen, ob er nicht noch Unterlagen von dem Vorgang hat bzw. durch Kontakte zu seinem alten Unternehmen an diese kommen könne.

Auf diesem Weg kam ich jetzt doch noch an die Kündigungsbestätigung, die aber wohl aufzeigt, dass ich zumindest eine Teilschuld trage.

Die Bestätigung ging damals auf jeden Fall an die neu hinterlegte Adresse. Also das hatte zu dem Zeitpunkt geklappt. Auf der Rückseite gibt es einen Passus, der wie folgt lautet: "Bitte schicken Sie uns eine schriftliche Bestätigung zu Ihrer Adressänderung zu, z.B. eine Kopie des Nachweises des Wohnheims. Schreiben Sie auch dort die Kundennummer xxx drauf - vielen Dank!"

Diese Rückmeldung erfolgte nie. Scheinbar nahm man das als Anlass die neue Adresse zu ignorieren und weiteren Schriftverkehr wieder an die alte, von mir nicht mehr bewohnte, Adresse zu senden.

Raten Sie mir immer noch zu der ursprünglichen Vorgehensweise aus Ihrem letzten Beitrag? Oder meinen Sie, dass das Recht ganz klar auf der Seite des Unternehmens ist und ich einfach alles zahlen solle?

Für eine vorerst letzte Einschätzung wäre ich dankbar. :)

0x Hilfreiche Antwort

#6
 Von 
Sir Berry
Status:
Unparteiischer
(9326 Beiträge, 2999x hilfreich)

Gab es einen geplatzten Abruf?
Oder gab es ein Mahnschreiben mit Fristsetzung (Inverzugsetzung) an die neue Anschrift?

Berry

0x Hilfreiche Antwort

#7
 Von 
mepeisen
Status:
Unsterblich
(24959 Beiträge, 16169x hilfreich)

Zitat:
Diese Rückmeldung erfolgte nie. Scheinbar nahm man das als Anlass die neue Adresse zu ignorieren und weiteren Schriftverkehr wieder an die alte, von mir nicht mehr bewohnte, Adresse zu senden.

Zusätzlich zu Berry Frage: Ich sehe darin absolut kein Verschulden von dir. Dass die dann die neue Adresse ignoriert haben, ist deren Problem.

Signatur:

Mitglied im AK Inkassowatch. Anfragen per PM. Meine Beiträge stellen keine Rechtsberatung dar. Siche

0x Hilfreiche Antwort

#8
 Von 
NaiverDoktor
Status:
Frischling
(10 Beiträge, 0x hilfreich)

Zitat (von Sir Berry):
Gab es einen geplatzten Abruf?
Oder gab es ein Mahnschreiben mit Fristsetzung (Inverzugsetzung) an die neue Anschrift?

Berry


Gab es beides nicht. Rechnungen hatte ich bis dahin selbst überwiesen und bis auf die Kündigungsbestätigung kam nichts an die neu hinterlegte Adresse.

Nachdem das erste Schreiben vom Inkasso Büro kam, hatte ich kurz Kontakt mit einer Kundenservicemitarbeiterin des Unternehmens, die mir bestätigte, dass weiterer Schriftverkehr an meine alte Adresse ging. Wie bereits erwähnt, stolperte sie dann über das laufende Inkasso Verfahren und verweigerte mir weitere Infos.

Heute hatte ich erneut Post vom Inkasso Büro mit einem Vergleichsangebot, das jedoch immer noch mehr als doppelt so hoch ist, wie die eigentlich berechtigte Forderung. Aufgrund des Sachstandes jetzt und Ihrer aller Mithilfe, werde ich das von mepeisen vorgefertigte Antwortschreiben verfassen und gerechtfertigte Ausstände begleichen.

Danke für Ihre Zeit und Ihre Sachkenntnis.

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