Lootboxen in Österreich als illegales Glücksspiel verurteilt
Mehr zum Thema: Internetrecht, Computerrecht, lootboxen, illegales, Glücksspiel, UrteilBald auch in Deutschland?
Die in Videospielen allseits beliebt eingesetzten Lootboxen wurden in Österreich als illegales Glücksspiel eingestuft. Nach dem Fußballgame Fifa traf es nun das Spiel Counter Strike.
Doch was bedeutet das Urteil für Deutschland? Ist es auch auf die deutsche Rechtsprechung übertragbar?


seit 2024
Zum Fall
Der Prozessfinanzierer Padronus ging mit der Kanzlei Salburg gegen die Valve Corporation (Spielebetreiber von Counter Strike) vor und erzielte einen Erfolg. Das österreichische Gericht sah den Verkauf von Lootboxen als illegales Glücksspiel an. 14.000 Euro muss der Spielebetreiber nun an einen Nutzer zurückzahlen. Diesen Betrag hatte der Spieler in Lootboxen investiert.
Was sind Lootboxen?
Lootboxen sind Pakete, mit denen man bestimmte Elemente für Teile des Spiels erwerben kann. Diese Boxen kauft man mit echtem Geld im Spiel – sog. In-Game-Käufe. Der Inhalt der Boxen ist rein zufällig und kann nicht vorhergesehen werden.
Im Fall von Counter Strike – da heißen die Boxen „Weapon Cases" – enthalten die Lootboxen Skins (also neue Designs) für die Waffen oder auch bessere neue Waffen. Manche Gewinne kommen dabei häufiger vor, andere seltener.
Die erstandenen Skins kann man für sich selbst nutzen, aber auch auf Plattformen wie Steam weiterverkaufen: die häufigen für einige Cents, die seltenen für bis zu fünfstellige Eurobeträge.
Warum sind Lootboxen illegales Glücksspiel?
In der Möglichkeit des Weiterverkaufs sah ein Gericht in Österreich das Problem: Gewinnerzielung ist das Stichwort. Dies mache den Kauf von Lootboxen zum Glücksspiel, da man nicht beeinflussen kann, was in den Boxen zu finden ist, ist der mögliche Gewinn durch einen Verkauf Glückssache.
Da Valve keine Glücksspiel-Konzession besitzt, ist der Verkauf der Boxen als illegales Glücksspiel einzustufen und das Unternehmen muss dem Kläger die Summe an ausgegebenem Geld zurückzahlen, denn die entstandenen Kaufverträge sind nichtig.
Prozessfinanzierer Padronus hat bereits ein ähnliches Urteil in Bezug auf die Lootboxen im Spiel Fifa erstritten. Gegner waren hier Sony Entertainment und Electronic Arts.
Bedeutung des Urteils in Deutschland
Das Urteil ist nicht nur in Österreich ein Meilenstein im Verbraucher- und Jugendschutz. Auch auf die deutsche Rechtsprechung kann diese Entscheidung Auswirkungen haben.
Denn das Urteil in Österreich kam nicht durch eine Gesetzesänderung zustande, sondern durch die Auslegung der bestehenden Gesetze. Und in Deutschland ist die Definition für illegales Glücksspiel die gleiche wie in Österreich
Rechtsanwalt Martin Jedwillat erklärt genau: „Im österreichischen Strafgesetzbuch (§ 168 StGB Glücksspiel) wird Glücksspiel legaldefiniert: „(1) [...] ein Spiel, bei dem Gewinn und Verlust ausschließlich oder vorwiegend vom Zufall abhängen [...]". Auch in Deutschland haben wir die gleiche Definition von Glücksspiel, die im Glücksspielstaatsvertrag 2021 zu finden ist: § 3 Abs. 1 Satz 1 GlüStV 2021: "Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt."
Warum kam es in Deutschland noch nicht zu so einem Urteil?
Die Entscheidung, ob Lootboxen illegales Glücksspiel sind oder nicht ist eine Auslegungsfrage und liegt daher im Ermessen des Gerichts. Bisher war es immer sehr unsicher, ob eine Klage Erfolg hat. Daher wurden bisher in Deutschland keine Versuche gewagt.
Mit den Urteilen aus Österreich könnte sich dies allerdings ändern und auch für Verbraucher:innen in Deutschland anwendbar sein.
Insbesondere für Leute, die anfällig für Glücksspiel sind, sind diese Entscheidungen enorm wichtig, um investiertes Geld zurückzuerhalten.
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