Das Märchen von dem Land der Freiheit

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Die USA und ihr Problem mit der Homo-Ehe

(jtm) Alles, was anders ist, ist schlecht, bedrohlich und überhaupt. Dieses Wissen ist so alt wie die Menschheit und veranlasst unserer Tage die Konservativen unter den Amerikanern, gegen die als Homo-Ehe bekannt gewordene gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft Sturm zu laufen. Die Ehe als Institution zwischen Mann und Frau müsse geschützt werden, heißt es.

Anlass war der Vorstoß der kalifornischen Metropole San Francisco, die sich über Staatenrecht hinwegsetzte und seit Anfang März mehr als 4.000 schwule und lesbische Paare traute. Schließlich schütze die Verfassung die absolute Gleichberechtigung Aller, so die Meinung der Stadt. Dem wurde auf Begehren des kalifornischen Gouverneurs Schwarzenegger kürzlich vorerst der Riegel vorgeschoben. Die Mehrheit ist eben doch gleicher. Allerdings drückte sich der kalifornische Supreme Court vor einer endgültigen Entscheidung und hat die Verantwortung auf niedere Instanzen abgewälzt.

Auch George W. Bush bemüht sich, die konservative Wählerschaft an sich zu binden, indem er die Ehe als Privileg für Männer und Frauen, und zwar in gemischter Form, reservieren lassen will. Vielleicht hätte er jedoch daran denken sollen, dass Schwule und Lesben auch wählen dürfen.

Doch die Stadt San Francicso hat bereits Klage gegen den Entschluss des Supreme Courts eingereicht. Die Lobby der Homo-Ehe rüstet sich zum Gegenschlag. So sehr sich die Konservativen auch wehren, die Liberalisierung wird ihren Einzug halten. In Europa ist die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften gang und gebe. Die ganze Welt wird liberal. Die ganze Welt? Nein, ein kleines Örtchen namens Rhea County im Hinterland von Tennessee strengt zur Zeit eine Gesetzesänderung an, die vorsieht, Homosexualität im County unter Strafe zu stellen.

Lieblingsargument der Konservativen: es sei wider die Natur. Dabei ist es erwiesen, dass Homosexualität im Tierreich an der Tagesordnung ist. Aber wahrscheinlich passt das nicht in das konservative Weltbild von Gottes perfekter, moralisch einwandfreier Schöpfung.

In Rhea County jedenfalls scheint es nicht zu passen. Aber was kann man auch von einem Ort erwarten, der jährlich eine Verhandlung feiert, bei der ein Lehrer angeklagt wurde, weil er die Evolutionstheorie lehrte. Wenn diese Leute Mark Twain gelesen hätten, wüssten sie: „Gott schuf den Menschen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach verzichtete er auf weitere Experimente.“

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