Falsche Überweisung getätigt und von der Sparkasse allein gelassen - ein Erfahrungsbericht

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Ich überwies 30 Euro auf ein falsches Konto und wollte mir das Geld zurückholen. Meine Bank interessierte das eher wenig.

Das war passiert: Ich hatte Ware im Internet bestellt und den Betrag umgehend auf das angegebene Konto überwiesen. Ein vollkommen alltäglicher Vorgang. Ich wartete und wartete - aber es kam keine Ware. Dafür eine Mail vom Verkäufer mit der Bitte, den offenen Betrag endlich zu überweisen. Nach Kontrolle der Kontoauszüge fiel es dann auf: Mist, der Betrag war auf das falsche Konto überwiesen worden. Leider waren nun schon fünf Tage seit Bestellung vergangen.

Und nun?

Erste Anlaufstelle war meine Bank, die Kreissparkasse. Der Azubi am Schalter war mit derartigen Problemen noch nicht betraut und holte Hilfe. Von der herbeigerufenen, erfahreneren Bankerin bekam ich folgende Antwort: „Tut mir Leid, da haben Sie Pech gehabt. Sie haben der Überweisung ja zugestimmt." Ich müsse mich an den Kontoinhaber wenden, der Nächste bitte.

Moment! So leicht lasse ich mich nicht abwimmeln.

Natürlich hatte ich mich bereits mit dem Verkäufer kurzgeschlossen und den Hinweis bekommen, dass das sein altes Konto ist und nicht mehr verwendet wird. Nachdem ich das der Mitarbeiterin von der Sparkasse mitteilte, bekam ich folgende Antwort: "Also eigentlich dürfte dann die Überweisung nicht bearbeitet werden können und müsste zurückgehen."

Eigentlich? Dürfte? Müsste? Genau die Antworten, die ich unbedingt hören wollte. Auf die Frage, was denn wäre, wenn das Konto nicht erloschen sei, sondern mittlerweile von einem Dritten verwendet werde, hieß es nur: "Naja, das fällt dem Kontoinhaber dann ja auf und da die Leute ehrlich sind, überweist der das dann zurück."

Nachdem ich etwas energischer klar gemacht hatte, dass ich das so nicht akzeptiere, wird es plötzlich totenstill in der Bank. Die eben noch so souverän auftretende Bankerin, offensichtlich nicht auf derartige Antworten geschult, wird sichtbar unsicher und verspricht nachzusehen, ob das Konto bereits belastet wurde. Ich wartete also - 25 Minuten.

Nachdem sich die Bankerin mit vier Kollegen besprochen hatte, kam sie freudestrahlend zurück. "Wir können den Betrag doch stornieren." Aha, ich dachte das ginge nicht? "Doch doch, dass können wir machen, aber da müssen wir dann leider eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von 30 Euro pro angefangene Stunde berechnen."

Da es bei mir nur um eine Überweisung von 30 Euro ging, rechnete sich die Stornierung nicht wirklich. Ich verließ die Bank und versuchte, mir selbst zu helfen.

Warum wurde ich nicht auf die Möglichkeit eines Nachforschungsauftrags hingewiesen? Davon erfuhr ich erst, als ich in Eigenregie Kontakt mit der Empfängerbank aufgenommen hatte. Diese lehnte zwar die Nennung des tatsächlichen Kontoinhabers ab (ok, das war klar), verwies mich aber auf den "Nachforschungsauftrag", den ich über meine Bank anstoßen musste. Mein Blutdruck stieg. Ich sprach erneut bei meiner Sparkasse vor.

Nachforschungsauftrag? Natürlich können wir das für Sie machen, kein Problem, kostet Sie 12,50 Euro. Die Frage, warum darauf nicht zuerst hingewiesen wurde, sondern vielmehr auf die teurere Stornierungsmöglichkeit, hatte ich mir dann sichtlich genervt verkniffen.

Ich füllte den Nachforschungsauftrag aus und erhielt drei Wochen nach Fehlüberweisung die Daten des fälschlich bereicherten Kontoinhabers. Diesen musste ich jetzt gesondert anschreiben, um mein Geld zurückzubekommen. Meine Sparkasse hatte mir nicht geholfen und sich insgesamt nicht mit Ruhm bekleckert. Erst abwimmeln, dann Stornierung gegen horrende Gebühr, und erst nach eigener Recherche die Einlassung, dass es so etwas wie einen Nachforschungsauftrag gibt. Ich mag ja nur ein kleines Licht am Finanzmarkt sein, aber den Service meiner Hausbank, mit der ich schon über 25 Jahre lang verbandelt bin, hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.

Leserkommentare
von wigopp am 23.10.2014 17:55:56# 1
Danke für diese offene und ehrliche Schilderung und ihr noch nachgeben.
Bei dieser Bank würde ich kündigen.
    
von CONDOR_X am 26.10.2014 09:23:05# 2
Sparkasse? Ich bin doch nicht blöd!,
kann man da nur mit einem leicht abgewandelten Werbeslogan eines Unterhaltungselektronik-Konzerns sagen.
''''Die Sparkassen hatten schon in den 50er und 60er Jahren einen miserablen Ruf und warum sollte sich das bis heute geändert haben? Zudem gehört die Sparkasse zu den Banken, wo es am längsten dauert, bis Zahlungsanweisungen dem Empfängerkonto gutgeschrieben werden - bis zu einer Woche; und in der Zeit arbeit sie fleissig mit der Kohle auf die du dringend wartest, dass sie dir gutgeschrieben wird. Ich weiss jedenfalls, warum ich - trotz der geschönten TV-Werbung - auch heute noch einen grossen Bogen um "Sparkasse" mache.
Dumm gelaufen, aber vielleicht hast du heute ja daraus endlich was gelernt :-)
    
von Harry van Sell am 04.11.2014 00:59:49# 3
Warum man nicht auf die Möglichkeit eines Nachforschungsauftrags hingewiesen wurde, nach dem man etwas energischer klar gemacht hatte das gefälligst die Bank den vom Kunden verschuldeten Fehler auszubügeln habe?
Tja ...

    
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