Mediation - hier wird genau hingehört

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Ein neues Forschungsprojekt sucht Freiwillige

Mediation lebt von der Vertraulichkeit. Was in der Mediation besprochen, beraten und schließlich vielleicht auch als gemeinsame Lösung erarbeitet und beschlossen wird, bleibt grundsätzlich vertraulich. Das vereinbaren alle Parteien und die Mediatoren zu Beginn.

Dadurch ist die Mediation aber auch ein "unbekanntes Wesen", nur wenige prominente Verfahren sind beispielsweise per Video dokumentiert worden.

Umso spannender ist es da, dass die Kölner Sprachwissenschaftlerin Dr. Ina Pick nun interessierte Mediatorinnen und Mediatoren für eine Teilnahme an einem Forschungsprojekt sucht.

Ich habe selbst das Vorgängerprojekt zu Mandantengesprächen in der anwaltlichen Beratung unterstützt (siehe Literaturhinweis: Ina Pick, Das anwaltliche Mandantengespräch, 2015) und denke, dass auch das neue Projekt jede Unterstützung verdient hat.

Mediation noch besser verstehen...

Das Projekt soll auf der Basis echter Mediationsgespräche einen Vergleich deutscher und amerikanischer Mediationen liefern und dabei erstmals systematisch linguistische Einsichten in das sprachliche Handeln bei der Mediation eröffnen. Damit wird das Projekt wohl einen wichtigen Beitrag leisten, Mediation noch besser zu verstehen.

Darüber hinaus sollen die Analysen Erkenntnisse über die Vergleichbarkeit deutscher und amerikanischer Mediationen liefern, dabei wird auch der Einfluss der verschiedenen Rechtssysteme auf die Gespräche berücksichtigt. Die geplante Untersuchung von Mediationsprozessen wird in einer Zusammenarbeit von Frau Dr. Pick und einer amerikanischen Professorin und ihrem Team in den USA stattfinden. So werden auf beiden Seiten des Atlantiks zeitgleich Mediationsdaten erhoben und untersucht.

Vertraulichkeit geht vor - auch in der Forschung

Selbstverständlich wird allen Beteiligten (Mediatoren wie auch teilnehmenden Streitparteien) Anonymisierung und Vertraulichkeit zugesichert. Alle Beteiligten werden vorab um Einverständnis gebeten und haben nach der Mediation noch einmal die Möglichkeit, ihre Zusage zurück zu ziehen. Wir haben bei der Untersuchung von Mandantengesprächen vor ein paar Jahren sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Die meisten angefragten Personen sind gerne bereit, bei einem derartigen Projekt mitzuwirken. Dass dann beim nachfolgenden Gespräch ein Diktiergerät mit auf dem Tisch liegt, gerät in der Regel in Vergessenheit.

Zuhörerin und Forscherin

Dr. Ina Pick ist Gesprächsforscherin und möchte zu dem geplanten Vergleich deutschsprachige Mediationsgespräche beisteuern und vergleichend untersuchen. Sie hat bereits mehrere ähnliche Projekte durchgeführt. Bereits während ihres Studiums hat sie Arzt-Patienten-Gespräche in einem Krankenhaus aufgezeichnet, zuletzt hat sie in ihrer Dissertation an der Universität Dortmund das anwaltliche Mandantengespräch untersucht und hierbei über mehrere Jahre fast 90 Gespräche ausgewertet. Die Arbeit wurde bereits mit drei renommierten Preisen ausgezeichnet (www.peterlang.de).

Machen Sie mit!

Sie haben Interesse am Projekt - als Mediator/in oder Teilnehmer/in an einer Mediation? Kontaktieren Sie Dr. Ina Pick unter mandantengespraeche@inapick.de oder über www.inapick.de/kontakt.

Ich bin gespannt, welche Ergebnisse das Forschungsprojekt zu Tage bringt. Es kann uns nur helfen, wenn uns auch von sprachwissenschaftlicher Seite einmal genau zugehört wird. Davon haben am Ende alle etwas.