Töten, leicht gemacht

Mehr zum Thema: Meinung, Maus, Tötung, Vergasung, Küken, Bruderhahn, Wirbeltier, Mitläufer, Verantwortung
4,22 von 5 Sterne
Bewerten mit: 5 Sterne 4 Sterne 3 Sterne 2 Sterne 1 Stern
9

Vom Herdentrieb, Labormäusen, männlichen Legehennenküken und einem aus der Reihe tanzenden Staatsanwalt aus Nordrhein-Westfalen

Ein deutscher Professor für Ökologie hat ein verstörendes Experiment durchgeführt. Zuerst zeigte er Probanden einen Film von einer Maus, die vergast wurde und nach zehnminütigem Kampf elendig verreckte. Danach gab er jeder Testperson die Verantwortung für eine Maus. Wer das Tier dem Gas überließ, bekam 10 Euro. Wer die Maus am Leben ließ, bekam nichts.

40% nahmen das Geld und übergaben die Maus dem Tod.

Eine weitere Testgruppe hatte ebenfalls das Video mit der vergasten Maus vorgesetzt bekommen. Eine Hälfte der Gruppe bekam danach je 20 Euro, die andere Hälfte je eine Maus. Die Testpersonen mit dem Geld mussten einem Mausbesitzer das Tier für einen möglichst guten Preis abkaufen. Die gekaufte Maus wurde vergast, die Probanden konnten das restliche Geld behalten.

Jeder Teilnehmer hatte auch die Option, auf den Handel gar nicht einzugehen. In diesem Fall bekam niemand Geld und die Maus blieb am Leben.

Ergebnis: 80% der Mäuse wurden vergast, 20% der Testpersonen ließen den Deal platzen und retteten die Maus.

Wer das jetzt brutal und grausam findet und die entsprechenden Testpersonen bereits verurteilt, der sollte wissen, dass weder die Tötungsart noch das Testergebnis besonders ungewöhnlich sind.

Stellen Sie sich z.B. ein süßes Küken vor, so ein kleines, flauschiges, piepsiges Wesen. Jetzt visualisieren Sie eine kleine lustige Bande süßer Küken am See. Geht Ihnen das Herz auf?

Stellen Sie sich jetzt vor, wie die Küken vergast werden, so wie die Maus. Oder auch lebend zerschreddert, in einer Maschine, zu Kükenbrei. Beobachten Sie nun, wie die toten Küken - oder ihre Überreste - achtlos in den Müll geworfen werden.

Leider ist das keine Fiktion. Genau das passiert jeden Tag. Tagtäglich werden allein in Deutschland über 100.000 männliche Küken vergast, zerschreddert und dann weggeworfen. Diese männlichen Küken sind Abfall, damit wir unsere Eier essen können. Denn männliche Küken von Legehühnern können keine Eier legen oder Fleisch ansetzen. Die männlichen Küken sind wirtschaftlich wertlos. Die kostengünstige Konsequenz: Gaskammer oder Lebendschredder.

Mit jedem Kauf von Eiern - auch Bioeier übrigens - ist man Teil dieser gängigen Praxis.

Jetzt, wo Sie sich nicht mehr rausreden können, dass Sie davon nichts wussten - was tun Sie? Weitermachen, verdrängen, verzichten, einschränken?

Fühlen Sie sich durch diese Fragen provoziert?

Das Mäuseexperiment bringt einige Facetten von uns Menschen ans Licht, und eine davon ist: Wir sind Mitläufer. Je mehr Mitstreiter es gibt, umso bereiter sind wir, gegen unser Gewissen zu handeln. Alle anderen machen das ja auch. Je mehr im Mäuseexperiment mitbekamen, dass andere Testpersonen willig das Geld nahmen und die Mäuse opferten, umso mehr folgten der Herde.

So gesehen ist das Mäuseexperiment doch recht positiv. Denn immerhin haben 60% der ersten Gruppe die Maus gerettet. Und immer noch 20% der zweiten Gruppe haben gesagt: Sorry, aber da mache ich nicht mit.

20%, die sich bewusst gegen die Herde stellen. Eine Zahl, auf der man aufbauen kann.

Manchmal braucht es nur einen einzigen Menschen, der neue Ideen verbreiten und eine Veränderung bringen kann. Für die männlichen Küken aus den Eierbetrieben kommt die Rettung dann auch von ganz unerwarteter Seite. In Form eines Staatsanwalts aus Nordrhein-Westfalen, der sich nicht nur den Kükentod, sondern auch das Tierschutzgesetz genauer angeschaut hat. Und laut Tierschutzgesetz wird die sinnlose Tötung von Wirbeltieren mit 1 Jahr Freiheitsstrafe oder Geldstrafe bestraft.

Nun sind auch männliche Legehennenküken Wirbeltiere - nur war das bislang niemandem aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft aus Nordrhein-Westfalen macht die Ausnahme von der Regel und erachtet die momentan gängige Praxis der Eierindustrie als strafbar.

Das allein klingt schon wie ein Wunder. Ein Staatsanwalt, ganz allein gegen den Strom. Das größte Wunder aber kommt noch: Nordrhein-Westfalen arbeitet jetzt nicht etwa flugs an einer Ausnahmeregelung, die das Töten der Küken nachträglich doch wieder legalisiert, um der Industrie nicht zu schaden. Nein, Nordrhein-Westfalen ist Vorreiter in Deutschland und weist seine Behörden an, die Kükentötung landesweit zu untersagen.

Ein einziger Staatsanwalt. Was haben wir für ein Glück, dass dieser Staatsanwalt sich nur die Betreiber und nicht uns Konsumenten angeschaut hat. Denn macht sich nicht jeder von uns Verbrauchern, der Eier kauft und damit wissentlich die Tötung von Küken billigend in Kauf nimmt, der Mittäterschaft strafbar?

Moment mal! Jetzt geht es aber wirklich zu weit! Wir haben von alledem nichts gewusst! Außerdem macht es ja jeder.

20%. Eine erstaunlich große Zahl.



http://www.bruderhahn.de

Deutschlands beste Professoren: Der Radikalforscher

NRW verbietet Töten von Eintagsküken - Auch das Brüderchen soll leben dürfen

Leserkommentare
von geprellt95 am 23.11.2013 16:27:23# 1
Auch das Schwesterchen soll leben dürfen: 50 % der Bevölkerung sind Frauen, aber seltsamerweise wird deren Lebensleistung nicht in den Rentenversicherungen anerkannt. Frauen sind in den kleinen und großen Unternehmen kaum in der Managementebene zu finden, Quoten müssen dafür vom Gesetzgeber geregelt werden. Frauen verdienen in den gleichen Arbeitsbereichen wie Männer durchschnittlich 22 % weniger. Partnerschaftsgewalt geht überwiegend von Männern aus. Psychische Gewalt wird kaum von Gerichten als Partnerschaftsgewalt an-/erkannt, geschweige denn als solche entsprechend abgeurteilt. Trotzdem steigen die Scheidungsraten....
"Denn macht sich nicht jeder von uns Verbrauchern, der Eier kauft und damit wissentlich die Tötung von Küken billigend in Kauf nimmt, der Mittäterschaft strafbar?
Moment mal! Jetzt geht es aber wirklich zu weit! Wir haben von alledem nichts gewusst! Außerdem macht es ja jeder." ....
    
Das könnte Sie auch interessieren
Meinung Was für Rechte haben eigentlich Tiere?
Meinung Das große Fressen
Meinung Willkommen in der Schafherde