Milosevic im Gefängnis des UN-Tribunals

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- Kostunica kritisiert Auslieferung als Verfassungsbruch

(AFP)
Zwei Jahre nach der Anklage wegen Kriegsverbrechen sitzt der frühere jugoslawische Staatschef Slobodan Milosevic im Gefängnis des UN-Tribunals in Den Haag. Ein Hubschrauber brachte Milosevic in der Nacht in die Haftanstalt in Scheveningen. In Belgrad protestierten rund 4000 Demonstranten gegen die Auslieferung. Der EU-Balkankoordinator Bodo Hombach stellte Jugoslawien Entgegenkommen der Teilnehmer bei der heute beginnenden Geberkonferenz in Aussicht.

Im ZDF-Morgenmagazin sagte Hombach, nach der Auslieferung von Ex-Präsident Slobodan Milosevic an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag müsse sich die Annäherung Jugoslawiens an Europa lohnen. Nun müsse deutlich gemacht werden, dass sich die serbische Regierung mit der Auslieferung Milosevics nicht "für die USA oder Europa" entschieden habe, "sondern für das serbische Volk".

Hombach lobte die Entscheidung des serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic, auf dessen Betreiben Milosevic noch am Donnerstag trotz einer gegenteiligen Entscheidung des jugoslawischen Verfassungsgerichtes ausgeliefert worden war. Das Vorgehen sei "ein bisschen revolutionär" gewesen.

Hunderte Schaulustige hatten stundenlang vor dem Gefängnis in Scheveningen ausgeharrt, um die Ankunft Milosevics zu verfolgen. Nach Angaben eines Sprechers des UN-Tribunals sollte Milosevic zunächst medizinisch untersucht werden. Innerhalb einer Woche soll der Ex-Präsident einem Richter vorgeführt werden. Milosevic ist seit Mai 1999 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Kosvo-Krieg angeklagt.

Die Bundesregierung, die USA, die NATO und Menschenrechtsorganisationen begrüßten die Entscheidung. Der jugoslawische Präsdident Vojislav Kostunica kritisierte die Auslieferung jedoch als illegal, da das Belgrader Verfassungsgericht am Donnerstag das Auslieferungs-Dekret vorläufig außer Kraft gesetzt hatte.

Vertreter aus rund 40 Ländern sowie internationaler Organisationen treffen sich heute in Brüssel zur ersten Geberkonferenz für Jugoslawien. Gebraucht werden Finanzzusagen von rund 1,25 Milliarden Dollar (rund 2,83 Milliarden Mark). So viel ist nach Ansicht der Organisatoren, Weltbank und Europäische Union, in diesem Jahr nötig, um das Land wieder auf die Beine zu bringen.

© AFP Agence France-Presse GmbH 2001

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Seite  1:  Milosevic im Gefängnis des UN-Tribunals
Seite  2:  Schröder begrüßt Auslieferung von Milosevic
Seite  3:  Serbien überstellt überraschend Milosevic an UN-Tribunal
Seite  4:  Milosevic darf vorerst nicht ausgeliefert werden
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